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Hochfest der Geburt des Herrn I
1. Lesung: Jes 9, 1-6 |
Zu Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes.
Wir fragen uns, warum Gott Mensch geworden ist, und wollen uns auch mutig der Frage stellen, ob es einen Gott überhaupt gibt.
Das Geburtsfest von Jesus wird so groß gefeiert, weil dieser Jesus mehr war, als bloß irgendein Kind. Schon der Engel Gabriel hat Maria verheißen, dass dieses Kind "Sohn des Höchsten" genannt werden wird, und durch Jahrhunderte haben gläubige Menschen die Erfahrung gemacht, dass dieser Jesus nicht nur damals auf die Welt gekommen ist, sondern auch weiter lebt, in wunderbarer Weise da ist und eine Kraft und letztlich auch den Sinn für ihr Leben bedeutet.
Diese Erfahrung ist, vielfach bezeugt, in der Heiligen Schrift niedergeschrieben und durch die Jahrhunderte im Leben angewendet, nachvollzogen und selbst gemacht worden von vielen Heiligen, die uns bekannt sind, auch von denen, die uns den Glauben weitergegeben haben, denen wir es verdanken, dass wir selbst als gläubige Christen Gott verbunden leben.
Gott ist Mensch geworden, weil er den Menschen liebt, weil er die Nähe des Menschen sucht, den Menschen ansprechen und heilen möchte, weil er bei uns sein, bei uns "wohnen" will.
Eng verbunden mit dieser Deutung muss in der heutigen Zeit ein Zeugnis dafür abgelegt werden, dass es diesen Gott überhaupt gibt. Das ist ja Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit der Weihnachtsbotschaft und dafür, dass Weihnachten doch mehr ist, als bloß das Kommen eines Weihnachtsmannes.
Wenn es geschaffene Dinge gibt, dann muss es auch einen Schöpfer geben. Wenn es in der Schöpfung nicht nur Chaos gibt, sondern auch Ordnung, dann muss es eine höhere Weisheit geben, nach deren Plan und Willen diese höchste Weisheit in die Wirklichkeit eingeht. Die höchste Idee und Sinnhaftigkeit ist Liebe. - Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen, und aus Liebe ist er Mensch geworden.
Oft hört man die Vermutung: "Es wird schon irgend etwas Höheres geben". Wir Christen können dem nicht zustimmen! Wir glauben nicht an irgend etwas, wir glauben - wenn schon - an irgend jemanden.
Auf der Suche nach Gott, in unserer Sehnsucht nach einer unendlichen Liebe, in unserem Verlangen nach Ewigkeit und Unsterblichkeit, brauchen wir uns nicht selbst irgendeinen Gott, irgend etwas, ausdenken, können wir uns keinen eigenen Gott zurechtbasteln, zumindest nicht dann, wenn wir wirklich "Christen" sein wollen.
Denn dieser Jesus Christus, dessen Geburt wir heute feiern, er ist es, der die Kunde vom Vater gebracht hat. Er hat uns zur Umkehr gerufen, das Gottesreich verkündet in Wort und Tat, und uns gelehrt, Gott als Vater zu sehen. Durch Jesus ist der Tod überwunden, sind wir erlöst, haben wir "Zugang zum Vater" - diesen Zugang, den der Mensch durch seine Sünde verloren hat. Die Gottferne des Menschen soll ein Ende haben durch das Entgegenkommen Gottes.
"Das Wort ist Fleisch geworden, um uns mit Gott zu versöhnen ..., damit wir ... die Liebe Gottes erkennen" und wieder Anteil haben an der göttlichen Natur.
Ähnlich wie der heilige Irenäus sagt auch der heilige Thomas von Aquin: "Weil uns der eingeborene Sohn Gottes Anteil an seiner Gottheit geben wollte, nahm er unsere Natur an, wurde Mensch, um die Menschen göttlich zu machen".
In der heutigen Zeit gefälliger ist der Spruch: "Gott ist Mensch geworden, damit auch der Mensch mehr Mensch werde." - Er stammt nicht aus der Bibel, kann aber auch im christlichen Sinn verstanden und ausgedeutet werden.
Denn das wahre Menschsein ist ja das "Abbild Gottes" sein. Der Mensch soll in der Ausgestaltung der Welt Anteil haben am Wesen des Schöpfers, er soll sich gerade in seiner Güte und Liebe als "menschlich" erweisen, wobei Liebe und Güte ja gerade das Wesen des Göttlichen sind!
Erschienen ist uns "die Güte und Menschenliebe Gottes"!
Gott ist aber nicht nur Mensch geworden, er ist Kind geworden. Wir feiern zu Weihnachten nicht nur die "Mensch-werdung" Gottes, vielmehr noch müssen wir von einer "Kind-werdung" Gottes sprechen und - lernen!
Einmal "kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf."
Was sollen und können wir von Kindern lernen?
Kinder vertrauen ihren Eltern, sie verdanken ihnen das Leben und machen sich keine Sorgen um die Zukunft, weil sie den Eltern vertrauen.
Kinder wissen, dass sie von den Eltern geliebt werden. Sie führen keine Kriege und sind nicht schon Jahrzehnte mit jemandem verfeindet; sie sind doch immer bereit zur Versöhnung. Kinder haben Freunde, sie sind lustig, oder werden von den Eltern getröstet, sie spielen gern ...
Das Fest der Menschwerdung Gottes möchte uns nicht "kindisch" machen, es erlaubt uns aber und ermutigt uns, Kind zu sein: Kind eines liebenden Vaters, der nicht nur im Himmel weit fort ist, sondern der auch da ist in diesem Kind, das sich als Gottes Sohn erwiesen hat, und der durch die Sendung seines Geistes auch in uns bereits zur Welt gekommen ist, "denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist."
Amen.
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