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Weihetag der Lateranbasilika

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Ez 47, 1-2. 8-9. 12
2. Lesung: 1 Kor 3, 9c-11. 16-17
Evangelium: Joh 2, 13-22

 

In der liturgischen Rangordnung höher als der gewöhnliche "Sonntag im Jahreskreis" steht ein besonderes Fest, wie heute der "Weihetag der Lateranbasilika".

Natürlich gibt es nichts "Höheres" und "Zentraleres" zu feiern als Tod und Auferstehung des Herrn, und das wollen wir auch heute am Tag der Auferstehung; es kommt aber ein Festgedanke hinzu, der Tod und Auferstehung des Herrn nicht überdecken will, vielmehr die Sicht weitet für die in der Kirche andauernde Bedeutung des Heils in Jesus Christus.

Zunächst mag man vorschnell fragen: Was geht uns die Weihe einer Kirche an, die sich vor Jahrhunderten irgendwo, und schon gar nicht hier bei uns, ereignet hat?

Genauer betrachtet war die Entstehung der Lateranbasilika aber ein wesentlicher Schritt in der Geschichte der Kirche, die immer mehr zu einer Weltkirche geworden ist. Ihr Bau und ihre Weihe hat für die Christen immer schon mehr bedeutet, als bloß das Bauwerk selbst: Die Lateranbasilika wird heute noch bezeichnet als "Mutter aller Kirchen", "Mutter und Haupt aller Kirchen des (katholischen) Erdkreises".

Einige Aspekte des heutigen Festes können uns sicher bestärken in der Freude, eine kleine Gemeinde - nämlich die ganz konkrete hier in St. ____ - im großen Verband der Weltkirche zu sein.

Wenn wir feiern, dass eine Kirche "Mutter" geworden ist, so stellen wir uns die Frage: Ist die Kirche tatsächlich für uns "Mutter"?

Sicher, kein Christ möchte sich von der Kirche "bevormunden" lassen; die Christen von heute sind doch eher "emanzipiert", - oder müsste man vielleicht sagen: Sie befinden sich im Stadium der Pubertät? -

Das Bild der "Mutter" meint aber nicht "Bevormundung", wir müssen an "Mutterliebe" denken. - Ist uns die Kirche ein Anliegen, so gilt es, in ihr Mutterliebe zu verwirklichen.

Die Mitverantwortung der Laien und aller Glieder der Kirche kann auch in diesem Bild sehr schön erkannt werden: Wenn die Mutter schon alt geworden ist, wie die Kirche in den europäischen Ländern, dann soll man sie nicht vergessen! Vielmehr gilt es, für die Mutter zu sorgen! - Die Kirche wird nur dann einen jugendlichen Eindruck machen, wenn wir uns um die alt gewordene Mutter tatsächlich auch kümmern.

Eine "Mutter" bedeutet immer "Geborgenheit", Schutz und Heil, Trost und innigstes Verständnis. - Wie anders könnte Gott seine Liebe vergleichen mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind: "Wie eine Mutter ihr Kind tröstet, so tröste ich euch". - "Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren eigenen Sohn? Und selbst, wenn sie ihr Kind vergessen würde: Ich vergesse dich nicht."

Schauen wir zurück in die ersten Jahrhunderte der Kirche, und erinnern wir uns an das Entstehen der großen, frühchristlichen Basiliken, so fragen wir, was vorher war: Die Eucharistie wurde - im Andenken an Jesus - nicht in Kirchen, sondern in den Häusern gefeiert.

In diesem Monat - am Dienstag, dem 18. November - lade ich Sie zu einer Messfeier im 1. Stock des Pfarrhauses - zum "Jahrestag der Weihe unserer Hauskapelle" - recht herzlich ein, und ich glaube, es ist sicher wertvoll, die Eucharistie bewusst in einer Tradition zu feiern, die uns auch vom Geschichtlichen her noch mehr und neu verdeutlicht, was wir eigentlich feiern: das Abendmahl von Jesus, das bleibend - zeitlos in seiner ständigen Gegenwart - in die Kirchengeschichte eingegangen ist.

Ich meine damit die Zusage von Jesus: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt", ereignet sich gerade und in unübertreffbarer Weise in der Feier der Liturgie - insbesondere der Eucharistie. - Gerade in der Messfeier wird uns bewusst, was die Kirche eigentlich ist, nämlich der in der heutigen Welt und in der heutigen Zeit lebende Christus. Er selbst ist am Werk, er selbst ist zugegen, er selbst ist die Kirche: Er ist das Haupt, wir sind die Glieder.

So haben wir auch in der Lesung gehört: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?"

Beklagen wir das Alter unserer Kirche, dass sie so sehr an Kraft verloren hat, so müssen wir schmerzlich erkennen, dass wir in einen Spiegel schauen, und uns selbst erkennen.

Gott sei Dank, dass es doch viele Menschen gibt, die sich nicht selbst zuwider sind, und ich weiß, es gibt in unserer Pfarre viele Männer und Frauen, vielleicht auch Kinder, sicher aber auch Jugendliche, denen die Kirche viel bedeutet. Wird "die Liebe zur Kirche" auch nicht ausdrücklich mit Worten so ausgesprochen, so wird sie doch erkennbar in Tat und Werk, in Mithilfe und Einsatz. - Viele sind es, die in der Pfarre Geborgenheit und Beheimatung erleben, und mit zu dem beitragen, dass Kirche "mütterlich" erfahrbar wird.

Ein letzter Gedanke zur "Mütterlichkeit" der Kirche, der uns auf das

Jenseits verweist - verständlich für alle, deren Eltern schon zu Gott heimgegangen sind: Ein Großteil der Kirche ist schon in der Herrlichkeit Gottes. Und die Liturgie vereint die eine Kirche des Himmels und der Erde.

Eine vollendete Zukunft in Gott lässt uns niemals bangen. Die Kirche hat letztlich immer eine gute Zukunft vor sich: eine Zukunft, an der wir hier und heute mitbauen.

Wollen wir mit der Feier der Eucharistie nun dankbar unser Leben in diesen weiten Zusammenhang mit einbringen, dass wir eine lebendige Kirche sind in Jesus Christus, in dem, "der ist und der war und der kommen wird".

Amen.

 

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