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Vatertag

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung: Ex 20, 1-21
2. Lesung: Eph 6, 1-9
Evangelium: Mt 23, 1-12

 

Uns allen bekannt ist das vierte Gebot des Dekalogs: "Ehre deinen Vater und deine Mutter". Das Gebot verlangt gar nicht eine so sehr selbstlose Liebe; es wird hinzugefügt auch eine Absicht: "damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt." - Es kommt dem Menschen also nur zugute, wenn er seine Eltern ehrt und liebt.

Es ist nicht nur eine von Gott angeordnete Pflicht, es gehört einfach zum Anstand, zur Bildung und Lebensweisheit des (gottesfürchtigen) Menschen, die Eltern zu ehren und zu achten.

Sehr berührend lesen wir im dritten Kapitel des Buches Jesus Sirach:

"Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an
und betrübe ihn nicht, solange er lebt!

Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach
und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft!

Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen,
sie wird als Sühne für die Sünden eingetragen.

Zur Zeit der Bedrängnis wird sie dir vergolten werden;
sie lässt deine Sünden schmelzen wie die Wärme den Reif.

Wie ein Gottloser handelt, wer seinen Vater im Stich lässt,
und von Gott verflucht ist, wer seine Mutter verachtet."

Jesus lehrt uns, Gott als "Vater" anzusprechen. - Ihnen allen bekannt ist seine Weisung, wie wir in rechter Weise beten sollen: "Vater unser im Himmel."

Eindeutig hat Jesus sich als "Sohn Gottes" verstanden - auch wenn dies von modernen Exegeten unterschiedlich verstanden und ausgelegt wird. - Er spricht ganz wesentlich von seiner Einheit mit dem Vater: "Ich und der Vater sind eins."

Auch wenn das Johannesevangelium erst zwischen 90 und 100 n. Chr. endgültig niedergeschrieben worden war, so ist es doch unser Glaube, dass das Wort der Heiligen Schrift wahr ist und auch ernst genommen werden will. Die "Einheit mit dem Vater" ist sicher ein Schwerpunkt des vierten Evangeliums, eindeutig aber auch in den früher entstandenen Evangelien enthalten: "Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn".

Ist die Bezeichnung "Vater" für Gott etwas Neues, was Jesus im Neuen Testament sozusagen erst neu kreiert hat?

Schon im Alten Testament wird Gott "Vater" genannt. Zunächst aber ist er der Schöpfer, der Situation und dem Umfeld des Volkes Israel entsprechend, wird Gott auch als Hirt und König bezeichnet. Menschliche Begrifflichkeiten werden auf Gott übertragen, um eine Aussage über das Wesen des an und für sich "unsagbaren" Gottes zu machen.

In den Bezeichnungen Vater - Hirt - König usw. wird eines klar: Gott ist eine führende Autorität, ein "Für-sorgender".

Die Anrede "Vater" ist sicher im Alten Testament nicht so häufig wie im Neuen, sie ist aber dennoch da: Im Buch Deuteronomium, heißt es z. B.: "Ist das euer Dank an den Herrn, du dummes, verblendetes Volk? Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer? Hat er dich nicht geformt und hingestellt?"

In den Psalmen wird Gott nur dreimal als Vater angesprochen: "Mein Vater bist du, mein Gott, der Fels meines Heiles."

Manche Stellen sind nicht so eindeutig, weil eher vergleichend von einem Vater gesprochen wird: "Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten."

Jesus meint mit "Vater" tatsächlich "Vater", und nicht nur vergleichsweise "wie ein Vater".

Wie ernst er das meint, zeigt sich in der sehr fordernden - und eigentlich "heraus-fordernden" - Weisung:

"Ihr ... sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein."

Der Zusammenhang zeigt, dass es zunächst um eine Haltung der Demut und der christlichen Geschwisterlichkeit zueinander geht. Das Wort vom "Vater im Himmel" haben wir aber nicht überhört!

Es ergibt sich daraus, dass jede Vaterschaft eine Anteilhabe an der eigentlich nur einen Vaterschaft des himmlischen Vaters ist. Vater sein heißt - im christlichen Sinn: Teilhabe an der Vaterschaft Gottes.

Oft schon habe ich diese Redewendung gebraucht: Die Kinder lernen von Vater und Mutter, was es heißt, von Gott geliebt zu werden.

Vaterschaft Gottes meint ganz wesentlich, dass Gott, der Vater, der für uns Sorgende ist. Er hat als Schöpfer das Leben gegeben, "mich gewoben im Schoß meiner Mutter", wie es heißt, und er sorgt in seiner Liebe wie ein Vater, bzw. als der Vater.

Um dieses Vertrauen geht es Jesus: "Euer himmlischer Vater weiß, was ihr zum Leben braucht."

Wenn so viel gesprochen wird vom Vater, ich glaube, so muss auch die Mutter zur Sprache kommen.

Im Alten Testament haben wir oft eine sprachliche Parallelstellung,

wie z. B.:

"Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren,
und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten.
Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden,
und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt. ...
Wer den Vater achtet, wird lang leben,
und wer seiner Mutter Ehre erweist, erweist sie dem Herrn. ...
Der Segen des Vaters festigt die Wurzel,
doch der Fluch der Mutter reißt die junge Pflanze aus. ..."

Im Neuen Testament ist Jesus seiner Mutter gegenüber auf der Hochzeit zu Kana sehr zurückweisend. Sie kennen die schroffe Abweisung: "Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." - Dieses Wort will keine Lieblosigkeit oder Unhöflichkeit sein, vielmehr eine theologische Brücke bauen zu der eigentlichen Stunde, die dann endgültig Tod und Auferstehung des Herrn meint.

Jesus hat seine Mutter auch uns zur Mutter gegeben. Sein Testament vom Kreuz gilt nicht nur dem Johannes. Johannes steht stellvertretend unter dem Kreuz für alle, die von Jesus geliebt werden, für alle, die getauft sind und zu ihm gehören, die eben "Kirche" sind.

Maria ist die "Mutter der Kirche", weil sie die Mutter von Jesus ist. Das ergibt sich aus dem, dass die Kirche der lebendige, auch heute lebende "Leib Christi" ist. Er ist das Haupt, wir sind die Glieder. Maria als die Mutter des Herrn ist auch heute unsere Mutter.

Das ist einfache Gläubigkeit und hohe Theologie, aber - und das muss doch auch zur Sprache gebracht werden - eine sehr "konservative" Sicht von Mütterlichkeit.

Die neue Strömung will Gott selbst zur Mutter machen! - Man kann diese eher moderne Forderung nicht ganz außer acht lassen, und sie hat auch bereits in kirchliche Dokumente irgendwie Eingang gefunden.

Gott als Mutter ist nicht ganz auszuschließen, da schon im Alten Testament das Wesen Gottes mit dem Wesen der Mutter verglichen wird. Da haben Sie die berühmte Stelle:

"Wie eine Mutter ihr Kind tröstet, so tröste ich euch". - "Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren eigenen Sohn? Und selbst, wenn sie ihr Kind vergessen würde: Ich vergesse dich nicht."

Ist jetzt Gott Vater oder ist er Mutter? Wie sollte die richtige Antwort lauten? Was ist Gott? - Die Antwort heißt: LIEBE! Wenn man nach Gott fragt, dann geht es nicht um ein Geschlecht, sondern vielmehr um das, was Gott wirklich ist: Liebe.

Menschlich gedacht, müssen wir dankbar bekennen, dass wir durch beide Elternteile Liebe erfahren haben: durch Vater und Mutter. Durch beide Eltern haben wir erfahren dürfen, was eigentlich das Wesen Gottes ist: Liebe.

Abschließen möchte ich mit einem Abschnitt aus dem Katholischen Katechismus. Da lesen wir recht interessant das Folgende:

"Wenn die Sprache des Glaubens Gott ‘Vater’ nennt, so weist sie vor allem auf zwei Aspekte hin: dass Gott Ursprung von allem und erhabene Autorität und zugleich Güte und liebende Besorgtheit um alle seine Kinder ist. Die elterliche Güte Gottes lässt sich auch durch das Bild der Mutterschaft zum Ausdruck bringen, das mehr die Immanenz Gottes, die Vertrautheit zwischen Gott und seinem Geschöpf andeutet. Die Sprache des Glaubens schöpft so aus der Erfahrung des Menschen mit seinen Eltern, die für ihn gewissermaßen die ersten Repräsentanten Gottes sind. Wie die Erfahrung aber zeigt, können menschliche Eltern auch Fehler begehen und so das Bild der Vaterschaft und der Mutterschaft entstellen. Deswegen ist daran zu erinnern, dass Gott über den Unterschied der Geschlechter beim Menschen hinausgeht. Er ist weder Mann noch Frau; er ist Gott. Er geht auch über die menschliche Vaterschaft und Mutterschaft hinaus, obwohl er deren Ursprung und Maß ist: Niemand ist Vater so wie Gott."

Amen.

 

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