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Heilige Schutzengel
Lesung: Ex 23, 20-23a |
Wenn bei einem Sterbenden der Tod eingetreten ist, gibt es ein sehr schönes Gebet für den soeben Verschiedenen:
"Kommt herzu, ihr Heiligen Gottes, eilt ihm entgegen, ihr Engel des Herrn. Nehmt auf seine Seele und führt sie hin vor das Antlitz des Allerhöchsten. Christus nehme dich auf, der dich berufen hat, und in das Himmelreich sollen Engel dich geleiten."
Dieses Gebet hat mich gefühlsmäßig sehr angesprochen. Es ist ein sehr schönes Gebet, weil es das Wesentliche sagt: Unser Leben ist auf Gott hin ausgerichtet, auf eine große Begegnung. Und wir werden nicht alleine sein. Wir werden geführt und empfangen von einer großen Gemeinschaft, von der Gemeinschaft der Heiligen, der Engel und all derer, die schon vor Jahren uns vorausgegangen sind. Alles soll Vollendung finden in der Gemeinschaft des liebenden und dreifaltigen Gottes.
Ich persönlich habe wirklich keine Schwierigkeit, an die Existenz der Engel zu glauben. - Wir alle bekennen im Glaubensbekenntnis, "dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: der sichtbaren und der unsichtbaren Welt."
Es gibt viele Dinge, die der Mensch nicht sehen kann, und die er nicht wahrnimmt; Gott hat sicher Dinge erschaffen, die der Mensch nicht kennt. Der Verstand des Menschen ist viel zu klein, um die Gesamtheit der Schöpfung zu erfassen, und trotzdem hat er einen Sinn für das Göttliche und eine "Ahnung", einen "höheren Sinn", für alles, was in der Offenbarung Gottes auf uns zukommt.
Es ereignen sich oft wunderbare Begebenheiten, unerklärliche Fügungen, bei denen wir an eine höhere Macht glauben, nicht an Schicksal und Zufall, sondern an Bestimmung und Führung. Wir glauben an eine höhere Weisheit und bekennen, im Glauben einen Schutz und Geborgenheit zu erfahren.
Die Heilige Schrift hilft uns, das Unsichtbare zu sagen: Die Gegenwart Gottes, das Erfahren von Schutz und Geborgenheit wird in Worte gebracht. Wir wissen um "den Heiligen Geist, der uns gegeben ist", um den auferstandenen Herrn, der unter uns zugegen ist; wir wissen uns geborgen im Schutz der Gottesmutter, im Geiste sehr verbunden mit unseren Verstorbenen; wir kennen auch Engel aus der Heiligen Schrift und dürfen vertrauen, dass auch uns unsichtbare Boten des Guten umgeben.
Im Psalm 91 haben wir schon oft gebetet:
"Wer im Schutz des Höchsten wohnt
und ruht im Schatten des Allmächtigen,
der sagt zum Herrn: Du bist für mich Zuflucht und Burg,
mein Gott, dem ich vertraue.
Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers
und aus allem Verderben.
Er beschirmt dich mit seinen Flügeln,
unter seinen Schwingen findest du Zuflucht,
Schild und Schutz ist dir seine Treue.
Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten ..
Denn der Herr ist deine Zuflucht,
du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt.
Dir begegnet kein Unheil,
kein Unglück naht deinem Zelt.
Denn er befiehlt seinen Engeln,
dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf ihren Händen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; ...
ich will ihn schützen, ...
bin bei ihm in der Not ...
und lasse ihn schauen mein Heil."
Ich habe in einem Buch eine kleine Geschichte gefunden; auch wenn kein Engel darin vorkommt, auf diese Weise stelle ich mir das Wirken der heiligen Engel vor:
"Frau Bayer stand am Fenster ihres Wohnzimmers, das hinausging auf die belebte Straße. Am Fensterladen war ein Brettchen locker, und sie traute es sich zu, die kleine Reparatur selbst vorzunehmen. Allerdings war es nötig, in recht unbequemer Haltung mit dem Hammer zu hantieren. Frau Bayer stützte sich mit der Linken auf den Fenstersims. Mit dem großen Hammer in der rechten Hand musste sie nun den tückischen Nagelkopf in der Fensterecke treffen. Vorsicht, daneben ist Glas! Einen kräftigen Schlag wagte sie nicht. Aber viele kleine führen auch zum Ziel. Da - um Gottes willen! Der Hammerstiel war aus der Hand geglitten. Er schlägt hart an der Fensterkante auf und kippt nach außen. Gott, verhüte ein Unglück! Mit hämmernden Pulsen und Schreck verzerrtem Gesicht starrt Frau Bayer in die Tiefe - drei Stockwerke - der Hammer - unten der Verkehr! Und schon der dumpfe Schlag, der Frau Bayer fast die Besinnung raubt. Sie jagt die Treppe hinunter, als ob sich das Schicksal noch überholen und aufhalten ließe. Und auf der Straße, die sie, kreidebleich und am ganzen Körper zitternd, erreicht, welch ein Anblick! Der Hammer hatte sich im aufgespannten Dach eines Kinderwagens verfangen. Der Stiel hatte ein Loch geschlagen und baumelte ins Wageninnere. Und mit ihm spielte vergnügt ein Kinderhändchen. Zwei große Kinderaugen glänzten und freuten sich über das plötzliche Geschenk.
Das Merkwürdigste an der Geschichte aber ist die Aussage der jungen Mutter. Als sie den Kinderwagen auf der Straße stehen ließ, um nebenan im Geschäft etwas einzukaufen, da ging sie von der Ladentür nochmals zurück, um das Dach hochzuklappen. Es wehte kein Wind, es fiel kein Regen, und es brannte keine Sonne. Die Mutter wusste nicht, warum, aber sie tat es."
Durch unsere Verstorbenen haben wir eine Brücke, eine Verbindung zur jenseitigen Welt; die Engel, können wir vielleicht sagen, sind umgekehrt die Brücke vom Jenseits zum Diesseits. So sendet sie Gott uns entgegen, und wir haben die große Hoffnung, ja Gewissheit, den Himmel einmal offen zu sehen, das Unsichtbare zu erkennen, Gott zu schauen, "wie er ist", "von Angesicht zu Angesicht". Wir werden die Vollendung finden, und "den Engeln gleich" unendlich glücklich sein.
Amen.
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