|
Hl. Petrus und hl. Paulus
1. Lesung: Apg 12, 1-11 |
Wir feiern die beiden Apostel Petrus und Paulus gemeinsam an einem Tag. So wird auf sinnvolle Weise erkennbar, was die beiden Apostelfürsten verbindet, aber es wird auch deutlich, was sie unterscheidet, was beide in ihrer Eigenart für die Kirche bedeuten.
Beide sind sie Apostel, und doch auf verschiedene Weise:
Petrus war einer von den Zwölf; Paulus ist das nie gewesen. Er bezeichnet sich selbst als Apostel, wurde von der Kirche immer auch als zweiter "Apostelfürst" anerkannt und gilt bis heute als der große "Völkerapostel". - Auch der Begleiter des Paulus, "Barnabas", wird von der Kirche als Apostel verehrt, obwohl er nicht zu dem Zwölferkreis gehörte.
Es gibt also nicht nur die Zwölf Apostel und den Dreizehnten, "Mattias", der gewählt wurde anstelle des Judas, und dann noch ein paar weitere, die im Laufe der Tradition das Apostelamt an die Bischöfe weitergegeben haben; die ganze Kirche ist mit all ihren Gliedern, mit all ihren lebendigen Bausteinen, und das sind auch wir, eine apostolische Kirche: Sie ist gesandt, Frohe Botschaft zu bringen, das Wort Gottes zu verkünden.
Im Katechismus der Katholischen Kirche ist das unter dem Stichwort "Apostolat" sehr treffend zusammen gefasst:
"Die ganze Kirche ist apostolisch in dem Sinn, dass sie durch die Nachfolger des hl. Petrus und der Apostel in Lebens- und Glaubensgemeinschaft mit ihrem Ursprung bleibt. Die ganze Kirche ist apostolisch auch in dem Sinn, dass sie in die ganze Welt gesandt ist. Alle Glieder der Kirche haben, wenn auch auf verschiedene Weisen, an dieser Sendung teil."
Petrus hat sich besonders angenommen um die Judenchristen, Paulus ist bekannt für seine Missionsreisen zu den Heiden. Wir sehen, dass beides ganz wesentlich ist: Die Sorge um die Kerngemeinde und die Sorge um die Fernstehenden. Beide Dimensionen beinhaltet das heutige Apostelfest.
In der Präfation wird das sehr schön ausgesagt:
"Petrus hat als erster den Glauben an Christus bekannt und aus Israels heiligem Rest die erste Kirche gesammelt. Paulus empfing die Gnade tiefer Einsicht und die Berufung zum Lehrer der Heiden."
Bevor ich zur Eigenart der beiden etwas sage, vorweg noch eine Gemeinsamkeit, die mir aufgefallen ist im Bedenken dieser beiden Persönlichkeiten: Bei beiden erfüllt sich, dass Jesus gekommen ist, die Sünder zu berufen.
Petrus war ein Versager, der den Herrn verleugnet hat, und von Paulus wissen wir alle, wie erbittert er zunächst die Christen verfolgt hat. -
Und diesen Menschen vertraut Jesus seine Kirche an, denen gibt er sozusagen "leitende Funktion". Zu Petrus sagt er: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen"; "Weide meine Schafe!" - Das entscheidende Wort Jesu an Paulus war zunächst: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Dann aber lesen wir in der Apostelgeschichte, wie, nach Auflegung der Hände, Saul und Barnabas ausgesandt werden, das Wort Gottes zu verkünden.
Zur Eigenart der beiden Apostel möchte ich sie selbst zu Wort kommen lassen. Ein ganz wesentliches Petruswort finden wir bei Johannes: "Herr, du weißt, dass ich dich liebe." Dreimal fragt ihn Jesus um diese Liebe, und es ist direkt schon peinlich und demütigend, dass Petrus dreimal antworten muss. Er gibt diese Antwort in wirklicher Bescheidenheit und großer Aufrichtigkeit: "Herr, du weißt, dass ich dich liebe."
Paulus war sicher eine sehr beeindruckende Persönlichkeit, wenn er selbst sich auch als "Missgeburt" bezeichnet. Beeindruckend ist sein Feststehen in Christus. Immer mehr wird mir bei Paulus bewusst, dass sein Glaube eine Selbstverständlichkeit war, die durch nichts - ja, wirklich absolut nichts - erschüttert werden konnte.
Dazu fällt mir gleich dieses Wort von Paulus ein: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ... all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder der Tiefe noch irgendeine Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."
Immer wieder zeigt sich, dass für Paulus der Glaube ein Wissen war, eine Gewissheit, und nicht eine Vermutung: Im zweiten Korintherbrief schreibt er: "Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel"; und im Römerbrief: "Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt".
Noch etwas könnten wir von Paulus lernen: das Einssein mit Christus: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." - Wir sind von dieser Gottverbundenheit sicher noch weit entfernt, und dennoch, ich glaube, es ist ähnlich zu werten wie das Wort des Petrus: "Herr, du weißt, dass ich dich liebe." - Trotz aller Schuld, trotz aller Sünde: Christus wohnt in uns.
Es gibt keinen schöneren Abschluss für diese Predigt als die Verbindung dieser beiden Apostelworte: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir"; "Herr, du weißt, dass ich dich liebe."
Amen.
Weiterführende Links:
Themen-Startseite:
www.kirchenweb.at/predigten/
Copyright © by
www.kirchenweb.at
Alle Rechte vorbehalten.