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Palmsonntag I
Evangelium: Lk 19, 28-40 |
Am heutigen Tag halten wir Einzug in die Heilige Woche, in der wir die Mysterien der Erlösung feiern, nicht nur zurück denken, was damals geschehen ist, sondern das auch nachvollziehen, ja mehr noch, wir wollen erkennen, dass das damalige Geschehen auch heute Gegenwart ist.
Jesus Christus ist durch Tod und Auferstehung dieser Welt eine bleibende Gegenwart geworden. Er ist überall zugegen, "wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind"; er ist bleibende Gegenwart im Wirken der Kirche, in den Sakramenten und in jeder Liebe, die der Mensch empfängt und schenkt.
Durch die Feier der Gottesdienste wird neu sichtbar diese bleibende Wirklichkeit, in der wir leben, wird uns neu bewusst, dass es einen Gott gibt, der uns liebt, und dem wir alles Leben verdanken, und wird uns auch neu bewusst, dass es mehr gibt, als nur das Sichtbare und das Irdische. Der Mensch ist mehr als Materie und Körper, er hat auch eine Seele, einen Geist, den wir in diesen Tag zu Gott erheben, um eine höhere Bestimmung des Menschseins zu erkennen.
Das Leben des Menschen ist mit dem Tod nicht zu Ende. Das Leben hat eine höhere Bestimmung und ein höheres Ziel. Die Sehnsucht des Menschen nach Liebe, Glück und Vollendung hat einen Sinn, weil wir dadurch auf Gott hin ausgerichtet sind.
Jesus Christus hat sein Leben hingegeben, damit wir Zugang haben zum Vater. Was damals geschehen ist, hat er für uns getan.
Immer schon hat es mich gereizt, diesem Gedanken nachzugehen, was das bedeuten soll: Das ist für uns geschehen. Das soll nicht nur eine fromme Redewendung sein, sondern wirklich ein Bewusstsein, in dem wir leben. - Jesus hat damals eine Erlösung erwirkt, die uns heute betrifft.
Wie ist es nun verstehbar, dass der Herr für uns sein Leben hingibt?
1. Im Sinne einer Stellvertretung.
Dieser Gedanke kommt sehr stark vom Alten Testament her, wo überhaupt sehr viel von Opfern die Rede ist, von Opfertieren und Sühnopfern; die ganze Opferlammvorstellung hat für uns ihren Ursprung im Alten Testament. - Im Neuen Testament wird das weitergeführt, Christus als "Lamm Gottes" bezeichnet, "das die Sünde der Welt hinweg nimmt." Auch in den Paulusbriefen wird die Erlösung vom Alten Testament her so dargestellt: Wie durch einen Menschen der Tod in diese Welt kam, so hat auch einer für alle sein Leben hingegeben, "um ... die Sünden des Volkes zu sühnen", um Leben zu erwirken.
Der Gedanke der Stellvertretung allein genügt aber nicht, denn der Tod bleibt uns nicht erspart!
Dass Jesus für uns sein Leben hingegeben hat, dürfen wir auch verstehen
2. im Sinne eines "Nutznießers".
Der Tod Jesu hat etwas bewirkt. Der Tod ist seither etwas anderes geworden. - Jesus spricht vom Haus des Vaters, in das er vorausgeht, von einer Herrlichkeit, in die er uns herbeisehnt. Dass der Tod eine Tür ist zum Leben, verdanken wir dem, der für uns sein Leben hingegeben hat.
Auch in einem anderen Sinn hat der Tod Jesu für uns etwas erwirkt. Jesus sagt: "Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden." - Der Tod Jesu war also Vorbedingung dessen, dass er uns bleibend seine Gegenwart schenkt.
3. können wir das Erlösungsgeschehen auch im Sinne einer Erbschaft verstehen, so ähnlich, wie es auch eine "Erbsünde" gibt.
Den Eltern ist es wichtig, ein Vermögen zu schaffen, viel Geld zu verdienen, ein Häuschen zu bauen, und vielleicht noch ein zweites, jedenfalls, wenn dann die Vorwürfe kommen, sagen die Eltern zu ihren Kindern: "Das haben wir doch alles nur für euch getan."
Ähnlich auch in diesem Sinn hat Jesus für uns sein Leben hingegeben.
In seiner Hingabe, durch seine Erlösung am Kreuz, hat er uns die Gnade der Gotteskindschaft wiedergeschenkt, und damit zu dem berufen, "Erben" zu sein. So heißt es auch bei der Messe, und steht es im Römerbrief: "Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht." "Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden."
Die Taufe ist wie das Antreten einer Erbschaft, dass man tatsächlich das für sich in Anspruch nimmt, auf sein Leben bezieht, ja sein Leben hineinstellt in das, was Christus damals für uns erwirkt hat.
4. Christus hat sein Leben hingegeben im Sinne eines Beispiels.
Er hat für uns sein Leben hingegeben, damit auch wir füreinander da sind, damit wir lernen von seiner Liebe, von seiner Wehrlosigkeit, von seinem Beispiel, das er uns gegeben hat. So heißt es auch bei der Fußwaschung: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe."
Jesus hat für uns sein Leben hingegeben, damit wir erkennen und nachvollziehen, was Liebe bedeutet. Jesus sagt: "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."
5. So kommen wir nun zum letzten Verständnis dessen, dass Jesus für uns sein Leben hingegeben hat: Er hat es getan als Zeichen seiner Liebe, als Geschenk eines Liebenden. Als solches bleibt das Kreuz zeitlos gültig für uns und alle Zukunft als eine Gabe, die nicht mehr überboten werden kann: Jesus gibt nicht nur etwas, er gibt alles, sein Leben, damit wir erkennen und daran glauben: "Wir haben einen Vater im Himmel, der uns liebt und mit uns ist."
Amen.
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