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Gebetswoche für die
Einheit der Christen - Ökumene I
1. Lesung: Ez 36, 24-28 |
Oft hört man die Frage, ob Jesus überhaupt eine Kirche wollte, und was würde er wohl sagen, wenn er heute zu uns käme, wie würde er die Kirche beurteilen?
Dass Jesus eine Kirche wollte, ist klar. Er kam in diese Welt, um diese Welt mit Gott zu versöhnen. Er brachte die Kunde vom Vater, in Wort und Tat die Frohe Botschaft vom Reich Gottes.
Von Anfang an scharte er Menschen um sich, die das Wort Gottes hörten und es befolgten. Er rief Menschen in seine Nachfolge, er sandte sie aus als - heute würde man sagen - "Multiplikatoren". Der innerste Kreis seiner Mitarbeiter waren Apostel - die treuesten Begleiter und Vertrauten -, die der Herr mit besonderer Vollmacht und Sendung bedacht hat. Das Wort "Vollmacht" hört man nicht gern, es steht aber in der Heiligen Schrift und meint: eine besondere Begnadung, Menschen "zu heilen".
Die Apostel waren nicht alles, da waren die vielen Menschen, die sich Jesus angeschlossen haben. Häuser, Familien, eine Gruppe von Leuten, die das Wort Gottes angenommen haben, waren Zellen, kleine Gemeinden, Kirche - immer in Verbindung mit den Aposteln und den ersten Missionaren, die das Glaubensgut erstmals gebracht haben.
Jesus sandte nicht nur die Zwölf, er suchte auch "zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte", und wir wissen, dass wir alle berufen sind, die Botschaft des Herrn weiterzusagen. Immer schon ist es ja das Wesen einer "Frohen Botschaft", weitergesagt, verkündet zu werden.
Was würde Jesus, wenn er heute und jetzt in diese Welt käme, wohl zu seiner Kirche sagen? - Diese Frage lässt ein vollkommen falsches Kirchenbild erkennen. Der in diese Welt kommende Jesus und die Kirche sind ja nicht zwei verschiedene Sachen! Er ist mitten unter uns, wenn wir gemeinsam beten, er ist das Haupt, wir sind die Glieder.
Kirche ist nicht eine den Christen gegenüberstehende Institution, von der man vierteljährlich einen Erlagschein zugesandt bekommt; die Kirche ist das Miteinander und Ineinander aller Christen, der vielschichtige Organismus von Priestern und Laien, von Aktivisten und von Fernstehenden, die gemeinsam der heute in dieser Welt lebende Christus sind. Zur Kirche gehören auch die Fernstehenden und im weitesten Sinn gehört die ganze Menschheit zu ihr, alle, die Christus erlöst hat. "Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut."
In der christlichen Botschaft wird verkündet, dass alle Menschen einander Brüder und Schwestern sind, weil wir ja einen Gott zum Vater haben. Jesus hat nicht nur die Menschheit mit Gott versöhnt und uns den "Zugang zum Vater" eröffnet. Die geschwisterliche Gemeinschaft unter den Menschen war immer das große Anliegen von Jesus. Er preist selig, "die Frieden stiften"; er fordert uns auf, nicht nur siebenmal, sondern sogar "siebenundsiebzig mal" zu vergeben; er macht unsere Geschwisterlichkeit zum Maßstab für das Endgericht: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Und im "Vater unser" beten wir: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" ...
Jedes Volk und jede Nation leidet unter dem Krieg. Das Christentum hat auch heute die so große Aufgabe, Frieden zu schaffen und Frieden zu sichern! - Es gibt soviel Armut und Hunger - und soviel Wohlstand und Sattheit, unglückliche Menschen, Menschen, die dem Leben nicht gewachsen sind!
Liebe Brüder und Schwestern, wir sollen in der heutigen Zeit Frohe Botschaft sein, in mühevoller Kleinarbeit der Verkündigung und des Beispiels, das wir geben.
Sehen wir nicht die früheren Wunden oder vielleicht heute noch bestehenden Narben der Kirchengeschichte, dass es eben verschiedene Bekenntnisse und Konfessionen, ja verschiedene Kirchen, gibt, sondern sehen wir die gemeinsame große Aufgabe, als Christen zu leben und Frohe Botschaft in diese Welt zu bringen.
"Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, ... damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin."
Amen.
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