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Mariä Aufnahme in den Himmel  I

Das Predigten und Fürbittenbuch - www.kirchenweb.at

1. Lesung:
Offb 11, 19a; 12, 1-6a. 10ab
2. Lesung: 1 Kor 15, 20-27a
Evangelium: Lk 1, 39-56

Madonna von Michael Pacher aus Bruneck (1470).  Was bedeuten die Trauben in der Hand der Gottesmutter?

Ich habe zum heutigen Festtag ein Marienbild aus Salzburg mitgebracht:
Es ist die berühmte Madonna von Pacher am Hochaltar der Franziskanerkirche.

Ich möchte mit Ihnen dieses Bild ein wenig betrachten und vor allem darüber nachdenken, was die Weintrauben in der Hand der Gottesmutter bedeuten könnten.

Dass Maria Weintrauben hält und nicht eine Birne oder Banane, wird wohl eine Bedeutung haben.

Ein Apfel wäre auch ein schönes Zeichen und würde vielleicht an das Paradies erinnern, Maria als "neue Eva" vorstellen; ein Zepter hätte Maria in der Hand als Königin des Himmels.

Nun aber sind es Weintrauben, die Maria in der Hand hält, und ich vermute, sie beabsichtigt, diese ihrem Kind zu geben.

Tatsächlich wären sie in der Hand des Jesuskindes noch bedeutungsreicher. - Was alles können wir mit "Weintrauben" biblisch assoziieren? Sicher fällt auch Ihnen einiges ein.

Die ganze Schöpfung und dann die Kirche im besonderen werden als Weinberg Gottes vorgestellt. - Wir kennen zwei Gleichnisse, bei denen Jesus von einem Weinberg spricht:

Gott sendet Boten und schließlich seinen Sohn, den Erben, in den Weingarten, und die bösen Winzer stürzen sich auf ihn, um ihn zu töten. - Sie haben hier in einer bildhaften Geschichte gleichnishaft dargestellt, was Ihnen bekannt ist aus dem Johannesprolog: "Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf." -

Im anderen Gleichnis sucht ein Gutsbesitzer Arbeiter für seinen Weinberg. - Auch hier ist vor allem Kirche und das Gottesreich angesprochen. -

In der Person Jesu Christi wird die heilsgeschichtliche Bedeutung der Trauben noch klarer ersichtlich:

Jesus vergleicht sich selbst mit einem Weinstock: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen."

Bezeichnen die Trauben nicht so auch unser Leben, das dazu bestimmt ist, reiche Frucht zu bringen?

Ein Gott verbundenes Leben, ein Leben in der Hand Gottes und unter dem Schutz der Gottesmutter, gleicht einem Wasser, das von Jesus verwandelt wird in wertvollen, köstlichen Wein. - Das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana vermag dies durchaus zu versinnbildlichen: Unser Leben wird von Jesus gewandelt, es wird wertvoll, "veredelt" und einer höheren Bestimmung zugeführt.

Sehen wir in den Weintrauben Heilsgeschichte und Bedeutung für unser Leben, so werden sie tatsächlich zu einem Zeichen für Erlösung, für die Hingabe Jesu am Kreuz, die er vorwegnimmt in der Gestalt eines Mahles:

Beim Abendmahl reicht er nicht nur Brot, er nimmt auch einen Kelch mit Wein: "Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Auch jenseitige Herrlichkeit ist mit den Weintrauben angesprochen. Beim Abendmahl sagt Jesus: "Von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich meines Vaters."

Warum aber hat nun Maria diese bedeutungsvollen Trauben in der Hand - und nicht Jesus, das Kind?

Die Darstellung möchte zeigen: Durch Maria ist das Heil in die Welt gekommen. - Das Schicksal der Menschheit, das Geschick der gesamten Schöpfung, wurde zunächst einmal dieser Frau anvertraut: Sie sollte nach dem Willen des Schöpfers die Mutter des Erlösers werden. Durch ihre Bereitschaft und Zustimmung konnte die Menschwerdung Gottes geschehen. Durch sie ist der Erlöser in diese Welt eingetreten, um durch seinen Tod der Welt das Leben zu schenken.

Und nun zum Gehalt des heutigen Festes: Hat Maria uns den Erlöser geschenkt, so ist sie auch die erste, die Anteil haben darf an der "Herrlichkeit, die uns allen verheißen ist." - An Maria sehen wir, dass auch wir Anteil haben sollen an der Auferstehung Jesu, an der Erlösung.

Mit "Leib und Seele" wurde sie "zur Herrlichkeit des Himmels" erhoben. - In der Präfation heißt es: "Ihr Leib, der den Urheber des Lebens geboren hat, sollte die Verwesung nicht schauen." - Die Auferstehung Jesu und das leere Grab haben diesen Glauben bestärkt. Jesus Christus ist

mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren. Und im bekannten Osterlied "Der Heiland ist erstanden" singen wir: "Wie du vom Tod erstanden bist, lass uns erstehen, Herr Jesu Christ!"

Oft hören wir in der Messe für die Verstorbenen diese sinnvollen Worte, dass unser "Leben gewandelt, nicht genommen" wird. Unser Leib wird umgestaltet in einen Leib der Auferstehung, er wird gleich gestaltet dem Auferstehungsleib des Herrn.

Die Auferstehung von "Leib und Seele" versichert uns, dass der ganze Mensch zur Vollendung bestimmt ist, der Mensch, der ja eine Einheit aus Leib und Geist, eine Leib-Seele-Einheit, ist. Nicht nur etwas von uns soll auferstehen, ein Teil von uns soll ewig leben; als ganze Menschen, als die Person und Persönlichkeit, die wir sind, gehen wir ein in die Ewigkeit Gottes, sind wir einmalig erschaffen für die Ewigkeit.

Der Glaube an die Untrennbarkeit von Leib und Seele und an die ewige Einmaligkeit der Person, zeigt uns, dass jede Vorstellung einer Wiedergeburt und Seelenwanderung mit dem Christentum nichts zu tun hat.

Wir kennen nur die "Wiedergeburt" in der Taufe, die uns zu Gotteskindern macht, und die uns auf den Weg stellt, den auch Maria gegangen ist: Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist.

Amen.

 

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