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Maria und der Segen Gottes
Lesung: Num 6, 22-27 |
Einführung:
Der Engel sagte zu Maria: "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir." Diese Botschaft des Engels wollen wir auch auf unser Leben beziehen, Gnade, das Mit-uns-Sein Gottes, auch für uns und unsere Pfarrgemeinde erbitten.
Jede Liturgie ist ein dialogisches Geschehen: Wir kommen, er kommt; wir beten und singen, er spricht zu uns; wir bieten dar, und er gibt sich selbst. - Für die Gottesbegegnung in Jesus Christus wollen wir unser Herz bereiten, um Vergebung bitten für alle Sünde:
Ich bekenne ...
Homilie:
Sie kennen sicher den Wallfahrtsort Maria Laach am Jauerling! - Das Besondere in der Wallfahrtskirche, die in sich sehr viele wunderbare Kunstschätze birgt, ist eine Mariendarstellung mit sechs Fingern, und der Kunstführer erklärt die Bedeutung:
"Die auf einer Steinbank sitzende Madonna hat an der rechten Hand sechs Finger, was der Wallfahrtskirche den Namen Unserer Lieben Frau sechs Finger eintrug. Das Bild geht ... zurück auf den Byzantinismus; dort gibt es auch Darstellungen der Gottesmutter mit sechs Finger oder mit drei Händen. Dies ist eine Darstellungsform der besonderen Macht und fürsprechenden Gewalt der Gottesmutter."
Ich möchte den Segen, den Maria über uns ausbreitet, der von Maria ausgeht, oder wie immer Sie diese "Ausstrahlung von Heil" in Worte fassen wollen, zum Thema und Inhalt dieser Betrachtung machen:
Es ist klar, dass Jesus Christus der eigentliche Segen ist: Fülle, Heil und höchstes Glück. Und Segen hat immer zu tun mit dem Glück des Empfangens: Der Gesegnete erfährt sich als beschenkt und aufnehmend, der Segnende gibt - und zwar von Gott her.
Maria ist gesegnet unter den Frauen, sie ist zunächst eine Empfangende und gibt den Segen weiter in der Geburt des Erlösers. - Wenn wir unser
Gebet oft schließen mit dem Vers: "Maria mit dem Kinde lieb, uns allen
deinen Segen gib", so bitten wir, dass sie uns dieses Kind gleichsam übergibt, und zwar so sehr in einer geistigen Weise, dass wir selbst - als mystischer Leib - zu diesem Kind werden.
Wie sehr von Maria ausgehend sich Segen und Heil für uns erschließt, wird bildlich dargestellt in der Schutzmantelmadonna: "Unter ihrem Schutz und Schirm" erfahren wir, was wir oft schon im Lied gesungen haben: "Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen ..."
Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass es das Gute und das Böse in der Welt gibt, nicht nur in der Umwelt, ein jeder, der nur irgendwie bewusst lebt, erfährt auch in sich selbst den Widerstreit der Kräfte.
In jedem "Vater unser" beten wir: "Erlöse uns von dem Bösen", und wir haben das Bedürfnis, das Böse fernzuhalten. Unglück, Krankheit, Streit, Unzufriedenheit und Traurigkeit, was immer wir als "Übel" empfinden, das soll an uns vorübergehen, das soll gebannt sein, weit fort.
Das betrifft unser persönliches Leben, wie auch das Leben der Kirche und der Pfarrgemeinde im besonderen als "Kirche im Kleinen".
Wir haben mit dem Segen eine übernatürliche Befähigung, ein Mittel von Gott her, das Böse zu bannen, uns zu schützen. Ich meine damit jetzt nicht ein magisches Zaubermittel. Jeder Segen ist und bleibt Gebet an Gott, das aber als Sakramental doch eine bestimmte Tatsächlichkeit von Wirkungskraft besitzt.
Wir haben, was unsere Feinde betrifft, eine ganz konkrete Anweisung: "Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln." "Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht!" - Bei aller "Machbarkeit" von Konfliktlösung geschieht - immer auch - von Gott her eine uns zu Hilfe kommende Fügung - durch den Segen. - Der Feind wird entmachtet, Gottes Geist wird wirksam.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Legende vom Johanniswein:
"Die Legende berichtet vom Apostel Johannes, er habe einen Becher vergifteten Weines gesegnet und so vom Gift befreit."
Ich glaube fest an die Kraft des Segens und an die Gnade von Gott her. - Durch die Sakramente und Segnungen geschieht an uns und an der Welt göttliches Heil. -
In einem Pfarrblatt war einmal in einem Beitrag zu lesen, dass - "in einer Zeit vieler Umbrüche und Änderungen" - die "Pfarre ____ nicht unter einer Käseglocke leben und arbeiten" kann. - Ein solches Denken ist zum einen berechtigt, entspricht einer gewissen Realität, aber trotzdem reizt es mich zum Widerspruch! -
Das Bild von der "Käseglocke" verstehe ich sehr wohl, aber ich denke an ein Gebet aus dem Messbuch, das zum Segen mit Weihwasser folgendermaßen lautet:
"Dieses Wasser, das über uns ausgesprengt wird, umgebe uns wie ein Schutzwall. ... Wenn Krankheit und Gefahren und die Anfechtungen des Bösen uns bedrohen, dann lass uns deinen Schutz erfahren."
Es wird zwar im Messbuch nicht das Wort "Käseglocke" verwendet, aber der "Schutzwall" meint genau, was ich für meine Pfarre erträume: eine Einfriedung, die alles Unangenehme weit fort hält.
So wird auch bei jeder Taufe für die Taufkinder gebetet: "Halte von diesen Kindern fern, was unmenschlich und böse ist. Entreiße sie der Macht des Bösen und lass sie in ihrer Familie - wie auch in der Kirche - stets Liebe und Geborgenheit erfahren."
Unter dem Schutz und Segen Gottes sollte die Kirche so etwas sein - und jetzt verzeihen Sie mir, wenn ich Sie damit erschrecke und ein unmögliches Wort dafür verwende - die Kirche sollte so etwas sein wie ein "Fried-hof": ein umfriedeter Ort des Friedens - also nicht "tot", sondern umfriedet, Friedensort.
Früher war das übrigens eine tatsächlich erlebbare Wirklichkeit, dass man auf dem Weg zum Gotteshaus zunächst einmal den Weg durch den Friedhof gegangen ist. - Das hat schon seinen Sinn gehabt, in einen heiligen Bezirk hineinzugehen, wo sich plötzlich ein ganz anderes Wertdenken auf Gott hin einstellt.
Zu guter Letzt noch ein "Bekenntnis" zum Segen, der bei Andachten oder zu bestimmten festlichen Anlässen mit dem Allerheiligsten über das Volk gegeben wird:
Die segnende Bewegung mit dem Allerheiligsten vollziehe ich immer ganz bewusst so, dass ich mit dem Segen Gottes das ganze Pfarrgebiet erfasse:
Gottes Heil und Segen komme herab auf alle, die hier wohnen, ganz nach links bis hin zum ___ , das ist Süden, geradeaus nach Westen bis hin zum _____, nach rechts zum Norden hin. Nach Osten geht die Bewegung aber nicht - von Osten her kommt dann Christus persönlich mit dem Aufgang der Sonne. -
Das sind so meine Gedanken, wenn ich den Segen für die Pfarrgemeinde erbitte, vielleicht ermutigen sie auch andere zum Glauben an das Gute. -
Amen.
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