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Kreuzerhöhung II
1. Lesung: Num 21, 4-9 |
zur Einführung:
"Ein Kreuzerl am Hals eines lauen Menschen ist wie ein Kreuz auf dem Grab - auch unter diesem nur Moder!"
Dieses etwas provokante Zitat von Dr. Josef Kondrinewitsch möchte niemanden beleidigen. Es will aufzeigen, worauf es eigentlich ankommt: Das Kreuz ist für uns Christen kein Schmuckstück, keine äußere Zierde, es ist für uns eine innere Wirklichkeit, in der wir leben.
Durch die Taufe ist unser Leben hineingestellt in das Geheimnis des Kreuzes, soll aus jedem Tod ein Leben werden, und wir sollen keine "lauen" Christen sein: Es gilt, mit wirklicher Überzeugung Christ zu sein, dem Beispiel Jesu zu folgen, für andere in Liebe da zu sein.
Wir bekennen uns zu dem Zeichen, das uns nicht nur Opfer bedeutet, vielmehr Leben in Gottes Kraft. Das Kreuz ist uns Zeichen für ein Leben, das, erfüllt von gebender Liebe, schon Anteil hat an der Erlösung.
Bitten wir den Herrn um sein Erbarmen, indem wir nun das Kyrie singen:
(GL Nummer 175)
"V Christus, Gotteslamm,
A Opfer am Kreuzesstamm: Herr, erbarme dich.
V Der unsre Wunden trug,
A den unsre Sünde schlug: Christus, erbarme dich.
V Der am Holze starb
A und uns Heil erwarb: Herr, erbarme dich."
Predigt/Homilie:
Jeder Freitag ist "Sterbetag von Jesus". Das Läuten der Glocke um 15 Uhr erinnert uns an den Tod von Jesus. - Wir gedenken dieses Todes, weil er in seiner Bedeutung so überragend war, nämlich für uns und unser Heil, für unsere Erlösung!
Die Erinnerung an den Tod Jesu gehört zu einem bewussten Leben, zur bewussten Heiligung der Zeit, ja, eigentlich zur Würde unseres Menschseins.
"Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung", singen wir am Karfreitag bei der Verehrung des Kreuzes.
Der bekannte Kreuzwegvers: "Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst", zeigt an, worum es geht: um die Erlösung von Mensch und Welt.
In den neueren Gebetbüchern werden Sie wohl kaum, wie in manchen alten, ein Gebet zur Sterbestunde Jesu vorfinden. - Das ist eigentlich schade, denn die Glocke würde uns ja zum Gebet einladen.
"Die Feier des Stundengebets" - das Gebetbuch der Kirche schlechthin - beinhaltet aber sehr wohl eine Oration - ein feierliches Gebet - zur Heiligung der Stunde:
"Herr Jesus Christus, um die neunte Stunde hast du dem reumütigen Schächer vom Marterpfahl des Kreuzes aus dein Reich versprochen. Wir bekennen dir, dass wir Sünder sind, und bitten dich voll Vertrauen: Lass auch uns nach dem Tod bei dir im Paradiese sein. Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit."
Dieses Gebet können wir nicht auswendig, und wenn uns auch der vorher angesprochene Kreuzwegvers nicht gerade einfällt, dann sollte es wenigstens ein stilles Gedenken sein, das uns am Freitag, um 15 Uhr, mit dem sterbenden Jesus verbindet.
Es sollte uns nicht nur der Tod Jesu und unsere eigene Sterblichkeit bewusst werden, vielmehr auch die im Kreuz geschenkte Erlösung! -
Die Botschaft vom Kreuzestod ist Erinnerung daran: Du bist von Gott geliebt, so sehr, dass er alles für dich gegeben hat.
Jesus selbst hat gesagt: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."
Gedenken wir am Freitag des Todes Jesu und der Liebe, die im Tod seiner Hingabe offenbar wird, so ist der Sonntag dann voll und ganz Feier der Erlösung, Fest der Auferstehung!
Sinn des Sonntags ist es, Erlösung zu feiern. Die eigentliche Würde des Menschseins wird deutlich, dass wir nicht nur für Arbeit, vielmehr für Ewigkeit bestimmt sind! -
Nicht nur das Kreuz soll aus den Schulklassen verschwinden, auch der Sonntag soll abgeschafft werden!
Was aber bleibt, wenn man alles abschaffen will, was an Gott erinnert?
Welche Hoffnung bleibt, wenn die Kranken und Sterbenden - vielleicht schon jahrelang gelähmt - mit den Augen im Zimmer auf die leere Wand starren und ihnen das Zeichen der Hoffnung genommen wurde, kein Kreuz im Krankenzimmer den Trost vermittelt und stillschweigend sagt: Du bist nicht vergessen, du bist nicht allein.
Dieses Bewusstsein gehört schon in der Jugend gefestigt, der Glaube muss schon in der Kindheit ein Fundament werden für die späteren Stürme des Lebens.
Der Blick auf das Kreuz schult unser Denken, den Geist und das Herz.
Im Lied "Heilges Kreuz, sei hoch verehret", singen wir: "Präg uns seine Liebe ein!" - So sehr soll der Glaube in uns gefestigt sein, dass wir uns - auch ohne das äußere Zeichen - hinein genommen wissen in die liebende Geborgenheit des dreifaltigen Gottes.
Nicht nur vor der Krippe, auch vor dem Kreuz sollten wir den Vers aus dem Weihnachtslied "Zu Bethlehem geboren" singen:
"In seine Lieb versenken
will ich mich ganz hinab".
Dieser gute Gedanke ist innigstes Gebet der "Mystik", der Liebe, die Sehnsucht hat zur Einheit mit Gott.
Auch jetzt im Schauen des heiligen Brotes - in der Feier der Eucharistie - dürfen wir anbetend die Vereinigung erbitten und ersehnen, die uns in der Kommunion schon geschenkt wird - als "Unterpfand der künftigen Herrlichkeit".
Amen.
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