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Gründonnerstag
1. Lesung: Ex 12,1-8. 11-14 |
Einführung zu Beginn der hl. Messe:
Liebe Pfarrgemeinde!
Wir sind es gewohnt, hier in dieser Kirche immer wieder die Heilige Messe zu feiern. Heute aber kommt dieser Feier eine besondere Bedeutung zu:
Jesus hat das Abendmahl gefeiert "am Abend vor seinem Leiden". In der Liturgie wird heute eingefügt: Und "das ist heute"!
Viele Künstler haben es unternommen, das Abendmahl in einem Bild darzustellen. - Liturgie ist mehr als eine bildliche Darstellung, mehr als ein Erinnerungsphoto oder ein Videofilm.
Was damals geschehen ist, wird heute, hier und jetzt, lebendige Wirklichkeit.
Jesus sagt auch zu uns: "Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen."
Jesus nimmt beim Abendmahl nicht nur vorweg, was dann am Karfreitag geschieht. Das Abendmahl Jesu ist - zurecht vorweggenommen - auch schon ein Ostermahl. Wie anders könnten wir Gottesdienst feiern, wenn nicht Jesus, der Herr, er selbst, zugegen wäre.
Ihn bitten wir um sein Erbarmen:
(Kyrie gesprochen:)
- Herr Jesus Christus, du bist das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt. Herr, erbarme dich unser.
- Du bist das Brot des Lebens, in dem du Gegenwart bist bei
uns.
Christus, erbarme dich unser.
- Du hast dich am Kreuz hingegeben aus unendlicher Liebe.
Herr, erbarme dich unser.
Predigt/Homilie:
Jeder Mensch hat in sich die Sehnsucht nach Liebe, jeder möchte lieben und geliebt werden, alles dreht sich um dieses Verlangen, und wir wissen, dass "die Kunst des Liebens" gar nicht so einfach ist, ja, dass der Durst nach Liebe oft auch Irrwege geht.
So wollen wir im Verständnis des heutigen Tages nicht von den eigenen Bedürfnissen und Sehnsüchten ausgehen, sondern versuchen, von Gott her zu denken. Auf ihn hin ist ja der Mensch in seiner Sehnsucht ausgerichtet.
"Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet."
Diese wunderbaren Worte aus dem ersten Johannesbrief erhellen uns die Verkündigung und den Anspruch des heutigen Tages.
Über allem steht, dass Gott uns liebt, und von dort her alles seinen Sinn bekommt: das Abendmahl, die Fußwaschung und auch die Ölbergstunde.
Das Entscheidende ist die Hingabe Jesu. Sie entspricht dem Willen des Vaters, der bereit ist, aus Liebe alles zu geben, sogar seinen Sohn, und geschieht im freien Willen des Herrn, der in Liebe nicht nur etwas, sondern alles geben möchte, sein Leben. Jesus bewahrheitet sein Wort:
"Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."
Es ist ein großes Geschenk für uns, dass Jesus diese Liebeshingabe in einem Mahl zeichenhaft vorweggenommen hat. Ja mehr noch, das Wort "Sakrament" meint ja wirksames Zeichen: Im Zeichen geschieht wirklich, was es bezeichnet. Die liebende Hingabe Jesu ereignet sich in jeder Messfeier und wird sogar leiblich eins mit uns durch das Essen des Brotes.
Jesus gibt seine Hingabe in unsere Hand, indem er sagt: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Das ist nicht nur der Auftrag, regelmäßig den Gottesdienst mitzufeiern, sondern auch der Auftrag, den Dienst der Hingabe, der in der Messe bezeichnet wird, in der Tat zu leben, selbst eine "Brotgabe" zu werden, wie das der verstorbene Bischofsvikar Pater Zeininger immer wieder gepredigt hat.
So wird auch der eigentliche Sinn der Fußwaschung deutlich, über die Johannes berichtet. Jesus gibt ein Zeichen seiner Hingabe, das von uns zunächst einmal angenommen und dann auch verwirklicht werden soll.
Jesus erniedrigt sich zum niedersten Sklavendienst. Jesus bezieht diesen Dienst auf die geschenkte Erlösung: "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir." Die ganze Heilsgeschichte der Erlösung leuchtet auf: "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave ... ; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz."
Es erfüllt sich das Wort: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." In der Auferstehung wird sich die Botschaft bewähren: "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden."
Jesus sagt: "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe."
Dienen und Erniedrigung, das hört man nicht gern, und da tut man sich nicht leicht. - Aber, ich meine, darum geht es gar nicht; es geht um Liebe. Und wer liebt, ist zu allem bereit, auch zum niedersten Dienst.
So wollen wir den Herrn bei der Feier des Abendmahles und beim Sehen der Fußwaschung bitten: Stärke uns in der Liebe; in der Liebe zur Familie, in der Liebe zum Beruf, in der Liebe zur Kirche.
Ein interessanter Gedanke: Wir werden nur zu einer "Kirche der Fußwaschung", wenn wir die Kirche lieben ...
Zuletzt soll noch eingegangen werden auf die Ölbergstunde. Jeden Donnerstag erinnert um 19 Uhr die große Glocke, das so genannte "Ölbergläuten", an die "Todesangst Jesu am Ölberg".
Hat auch diese Stunde etwas mit der Liebe zu tun?
In "Angst und Traurigkeit", "zu Tode betrübt" betet der Herr: "Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst", "nicht mein, sondern dein Wille geschehe."
Jesus hat uns hier eine Schule des Betens gegeben, und ein solches Beten ist Antwort auf Liebe, kann nur gebetet werden im Vertrauen, ganz von Gott geliebt und nicht verlassen zu werden.
Amen.
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