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Hl. Georg
1. Lesung: Apg 5, 12-16 |
Am Kirtag feiern wir Kirche, konkrete "Kirche am Ort". - WIR feiern weniger die Gestalt des heiligen Georg, als vielmehr die Gemeinschaft, uns selbst als Kirchengemeinde, die sich um diesen Heiligen schart. Der großen Tat eines Heiligen, der vor Jahrhunderten in der Kraft Gottes heldenhaft gewirkt hat, steht gegenüber eine Pfarrgemeinde, die in der heutigen Zeit ihren Auftrag erkennt, in der Kraft Gottes für die Menschen da zu sein.
Die Mitte der Gemeinschaft ist nicht St. Georg, sondern Christus, der Herr. Er ist der Wegbegleiter, der Steuermann und Reiseleiter. Ich möchte den heiligen Georg vergleichen mit dem Schirm oder dem Stab, der vom Reiseführer empor gehalten wird zur Orientierung, dass sich die Leute nicht verlieren. St. Georg ist die herausragende Gestalt, die im allgemeinen Gewirr die Mitte anzeigt: Jesus Christus.
Sicher, der heilige Georg, ist nicht zu vergleichen mit einem Regenschirm, obwohl der Patron ja auch der "Schirmherr" ist. Seine Lanze verweist uns auf den Ostersieg des Herrn, der den alten Drachen, den Tod, für immer vernichtet hat.
Wir haben in der Lesung von einer Offenbarung gehört. In einer Vision zeigt sich Jesus, der Auferstandene: "der Erste und der Letzte, der Lebendige." - Diese Vision ist auch die eigentliche Vision von Kirche: Christus soll wirklich "alles in allem" sein, er lebendig erfahrbar in der Gemeinschaft der Kirche.
Hier liegt die große Aufgabe einer Pfarrgemeinde, Visitenkarte der Kirche zu sein, positive Erfahrung zu zeigen, die Menschen zu festigen im Glauben. Wer in einer Pfarrgemeinde positive Erfahrung von Kirche gemacht hat, der wird immer treu zu dieser Kirche stehen, egal, was geschieht.
Die Lesung aus der Apostelgeschichte ist für jede Pfarrgemeinde eine Herausforderung, beglückende Kirche zu leben: "Zeichen und Wunder" sollen geschehen durch die Auflegung der Hände, durch den Empfang der Sakramente, durch die Sorge um die Kranken, alle "Geplagten" sollen in der Pfarre einen Ort der Heilung vorfinden, einen Ort von Glück und Gemeinschaft.
Der Schlusssatz der Lesung hat eine unglaubliche Wirkung. Da heißt es: "Und alle wurden geheilt." - Uns macht dieser Satz eher traurig und nachdenklich: Werden bei uns wirklich alle geheilt? - Die Lesung hat mich sehr an das Geschehen in Lourdes erinnert, wo Unmengen von Kranken eine Heilung erbitten. Selbst dort werden nicht alle geheilt, aber jeder wird beeindruckt von dem Glauben, der doch so manche Heilung bekennt.
Ein solches Erleben von Kirche könnte für uns wenigstens ein bisschen Richtung weisend sein.
Der Glaube der Kranken in Lourdes beeindruckt uns vielleicht mehr als das Beispiel des heiligen Thomas. Dieser ungläubige - zunächst ungläubige - Thomas ist aber der Prototyp des heute lebenden, modernen Menschen. Er möchte sehen, um zu glauben.
Wieder zeigt sich eine Sendung und Aufgabe für uns, Verantwortung, als Pfarre Visitenkarte der Kirche zu sein. An uns sehen die Menschen Wesen und Wirken der Kirche, in unserer Gemeinschaft soll der auferstandene Christus Gestalt annehmen und dadurch sichtbar werden.
"Jesus trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!" Das ist der Gruß des Auferstandenen und zugleich ein Auftrag, ja eine Bedingung dafür, dass der Herr wirklich unter uns ist. Dreimal sagt er es: "Der Friede sei mit euch!"
Eine Persönlichkeit, die in Christus reifen möchte, eine Kirche in der Gegenwart Gottes, wird sich immer an diesem Ostergruß messen: Alles, was ich sage - dient es dem Frieden? Alles, was ich tue - dient es dem Frieden? Alles, was ich schreibe - oder was andere schreiben - dient es dem Frieden?
Der österliche Gruß ist eine wertvolle Hilfe zur Unterscheidung der Geister: Worauf soll ich hören? Was soll ich glauben? Was ist Wahrheit? Was ist Gut? - Gut ist, was dem Frieden dient!
Amen.
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