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Erntedank I
1. Lesung: Dtn 8, 7-18 |
Ich möchte gleich zu Beginn meiner Ansprache wirklich aufrichtig allen danken, die etwas zum Zustandekommen und Gelingen dieses Festes beigetragen haben, besonders den Gärtnern, dem Festkomitee, allen Helfern und Mitarbeitern.
Jedes Jahr müssen wir uns neu fragen, ob es wirklich einen Sinn hat, soviel in ein Fest zu investieren, ob sich dieser Aufwand lohnt, und warum man sich diese Arbeit antut. So möchte ich tatsächlich den Sinn dieses Festes ein wenig hinterfragen, sicher aber mit dem Ergebnis, dass es doch schön ist, dass wir wieder Erntedank feiern.
Das Hinterfragen ist wertvoll, weil es neu die Tiefe, den inneren Gehalt und den Sinn des äußeren Tuns bewusst werden lässt. Ja, wir sollten in der Betriebsamkeit einmal innehalten, und als Pfarrgemeinde überhaupt den ganzen Sinn der kirchlichen Arbeit hinterfragen.
Was wollen und brauchen die Menschen, und worunter leiden sie? Was sind die Sehnsüchte und Wünsche, die der Mensch heute hat, die Hoffnungen, wonach strebt er? Was ist die Absicht Gottes hier und heute?
Wenn wir das Wollen und Brauchen des Menschen betrachten, stehen sicher sehr im Vordergrund die oberflächlichen Wünsche, wo wir eigentlich alles wollen und brauchen, und das möglichst schnell und gleichzeitig. Wir machen aber die Erfahrung, dass wir immer mehr eine Wegwerfgesellschaft werden als wirklich glücklich. Durch sehr einseitiges wirtschaftlich angelegtes Streben und durch eine oft sehr nach dem Ich hin ausgerichtete Selbstverwirklichung gehen uns Werte verloren, die direkt einen Durst aufkommen lassen nach dem, was uns immer mehr verloren geht: Geborgenheit, Liebe, Zeit, Gemeinschaft, Orientierung.
Was ist die Absicht Gottes hier und heute? - Eine Frohe Botschaft!
Sehr eindrucksvoll ist doch dieses Evangelium: "Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." -
Die Botschaft des Evangeliums soll uns aufbrechen aus dem Gefangensein in der Betriebsamkeit, möchte uns Heilung zusagen, Orientierung geben, Sinn, Ausrichtung und Wert des Lebens neu bewusst machen. Die Augen sollen geöffnet werden für die größeren Zusammenhänge, für das Umfassende, das "Alles-Umfassende". Das Evangelium sagt uns Heilung zu, und heilt die Blindheit auch in dem Sinn, dass wir offen werden ganz konkret für Menschen, die isoliert sind, die am Rande stehen, die allein sind, und darauf warten, dass sie jemand anspricht, oder die wirklich eine Hilfe brauchen.
Dieses Fest soll nun ein Beitrag sein zu dem, was wir wollen und brauchen, dass wir innehalten in der Arbeit, froh und unbeschwert ein Fest feiern, dass wir uns gerade in der Anonymität der Großstadt als eine Gemeinschaft erleben, sich die Pfarre erweist als ein Ort der Begegnung.
Gerade das Erntedankfest ist auch Anlass, "Frohe Botschaft" in unsere Welt zu sagen. Es ist ein Angebot zur Besinnung auf das Woher und Wohin des Lebens, und es gibt Orientierung in der Betriebsamkeit der Arbeit und all unseres Tuns: Über allem steht ein liebender Vater, eine Weisheit, die uns führt, eine Liebe, der wir alles verdanken und auf die alles hingeordnet ist.
Stellen wir uns in den Dienst dieser Liebe. Tun wir alles "zur höheren Ehre Gottes", d. h. handeln wir aus Gottes Kraft und in seiner Gesinnung. Und denken wir nicht nur an uns selbst.
Erntedank sollte uns immer auch erinnern an die Not anderer und an unsere Pflicht, mit anderen zu teilen. Es gibt Länder der Armut und auch bei uns Menschen, die im Pfarrhaus nach einer Hilfe suchen, die von den Christen Hilfe erwarten. Erntedank ist immer auch eine Mahnung zur
Bewusstseinsbildung, welchen Stellenwert es hat, sich dem Nächsten zuzuwenden.
Dazu gehört auch Folgendes: Sehen wir es, wenn an einem Tisch vielleicht jemand allein sitzt? Es ist die Aufgabe von uns allen, hier umsichtig zu sein, auf jemanden zuzugehen, der keinen Ansprechpartner hat, der vielleicht darauf wartet, angesprochen zu werden.
So wünsche ich diesem Fest ein gutes Gelingen. Über allem soll der eigentliche Sinn des Festes uns klar sein, dass wir unser Leben neu in Gott festmachen. Ich danke noch einmal allen, die zu diesem Fest etwas beitragen. - In gemeinsamer Dankbarkeit sind wir aber dem verbunden, von dem wir alles Leben haben und auf den wir all unser Leben beziehen. In der Eucharistie wird uns bewusst, dass Gott, dass seine Liebe, die Nahrung ist für unser Leben.
Amen.
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