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Christkönigssonntag I
1. Lesung: Ez 34, 11-12.
15-17 |
Ich möchte zu Beginn eine Geschichte erzählen. Sie stammt aus dem Alten Testament, dem Buch der Richter:
"Einst machten sich die Bäume auf, um einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König! Der Ölbaum antwortete ihnen: Soll ich aufhören, Öl zu spenden, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und (einsam) über den Bäumen schweben? Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: Komm, sei du unser König! Der Feigenbaum antwortete ihnen: Soll ich aufhören, Süßigkeit zu spenden und meine guten Früchte, und (einsam) über den Bäumen schweben? Da sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König! Der Weinstock antwortete ihnen: Soll ich aufhören, Wein zu spenden, der Götter und Menschen erfreut, und (einsam) über den Bäumen schweben? Da sagten alle Bäume zum Dornstrauch: Komm, sei du unser König! Da antwortete der Dornstrauch den Bäumen: Wollt ihr mich wirklich zum König salben? Dann setzt euch in meinen Schatten! Sonst soll vom Dornstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen."
Diese Geschichte erzählte einst der Prophet Jotam den Bürgern von Sichem, die Abimelech zu ihrem König machten. Er wollte ihnen damit sagen: Es ist nicht gut, dass ihr nach einem König verlangt, denn es gibt nur einen König, der euch regiert, und das ist Jahwe, der einzige Gott, der euch herausgeführt hat aus dem Land der Knechtschaft in das Land der Verheißung und der Freiheit.
Als im Volk Israel der Ruf nach einem König wach wurde, warnten die Propheten vor der Gefahr, sich einem Herrscher auszuliefern, der für sein Volk nichts Gutes will; dass einer König wird, der in sich nicht wertvoll ist und keine guten Früchte hervorbringen wird.
Das Verlangen nach einem König verurteilten die Propheten als Treuebruch Gott gegenüber, der ja als der einzige und eigentliche König seines Volkes anerkannt werden soll. Als solcher hat sich Gott immer wieder in der Geschichte seines Volkes geoffenbart.
Die Worte des Propheten zeigen sehr anschaulich, was auf das Volk Israel zukommen wird: Kein wertvoller Baum, sondern ein nutzloses Unkraut wird zum König gesalbt. Das Ergebnis werden sein: Verletzung und Verwundung.
Doch Gott wird sein Volk nicht verlassen. Er erweist sich auch dem treulosen Volk gegenüber als der Gute Hirte, als der eigentliche König, der über all der irdischen Macht steht, und vor dem sich alle irdische Macht verantworten muss. Er ist und bleibt der eigentliche Herr über die Geschichte seines Volkes.
Sein Königtum offenbart Gott letztlich in der Sendung seines Sohnes. Er ist der "gute Hirt", der sein Leben hingibt für seine Schafe. - Er schaut nicht auf sich selbst, auf seinen Reichtum und Vorteil, er führt das Volk nicht in den Krieg, er ist ein "Friedensfürst"!
"Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut."
Die Geschichte aus dem Alten Testament ist sehr lehrreich: An der Tatsache, dass der Dornstrauch zum König wurde, erkennen wir, dass vielfach auch das Böse in der Welt regiert; der Dornstrauch ist Sinnbild für das Leid. - Und Gott kann daraus dennoch etwas machen! -
Hat der Dornstrauch wenigstens den geringen Nutzen, einen Schatten zu spenden, so vermag es Gott doch irgendwie, allem einen Sinn zu geben.
Birgt der Dornstrauch auch die Gefahr des vernichtenden Feuers, so erwählt Gott einen brennenden Dornbusch, um sich dem Mose in der Wüste zu offenbaren. Der Weg Mariens zu Elisabeth zeigt, dass die Gegenwart Gottes, das Kommen des Herrn, plötzlich in den Dornstrauch Leben bringt: "Als Maria durch den Dornwald ging, da haben die Dornen Rosen getragen." - Die Gegenwart Gottes, das Kommen des Herrn, verwandelt Dornen zu blühenden Rosen.
Jesus Christus bringt das Leben in den Tod und erweist sich gerade hier - "vom Kreuz herab" - als der eigentliche König, als der Herr über Leben und Tod, der das Geschick seines Volkes und das Schicksal eines jeden Menschen als der "gute Hirt" in Händen hält. - Auch wenn wir einmal nicht richtig entscheiden sollten, Gott kann es doch zum Guten führen.
Ich möchte schließen mit dem Gebet eines Psalmes. Er soll uns neu bewusst machen:
"Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn
darf ich wohnen für lange Zeit."
Amen.
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