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Allerheiligen II
1.Lesung: Offb 7, 2-4. 9-14 |
Bei seinem Vortrag über den Weltkatechismus hat Erzbischof Schönborn aus dem Katechismus der Katholischen Kirche einen sehr schönen Satz vorgelesen: "Was ist die Kirche anderes als die Versammlung aller Heiligen?"
Wir sollten darüber staunen, wie groß die Kirche eigentlich ist. Zu ihr gehören nicht nur alle Lebenden, alle, die getauft sind oder auch nur guten Willens; zu ihr gehören auch alle, die schon bei Gott sind, die Heiligen und auch unsere Verstorbenen, alle, die uns zu Gott vorausgegangen sind.
Die Kirche ist eine große Gemeinschaft der Heiligen, die Himmel und Erde verbindet. Sie ist nicht nur irdische Gemeinschaft, sie ist als eine "einzige" "Familie Gottes" eine "Gemeinschaft ... des Himmels und der Erde".
Bei jeder Messfeier wird uns dies bewusst, wenn wir einstimmen in den Lobgesang der Engel und Heiligen, und wenn wir der Verstorbenen gedenken. Die gesamte Liturgie, der Gottesdienst der Kirche, soll Himmel und Erde verbinden, ein Vorgeschmack, ein Vorauskosten dessen sein, was sich im Himmel ereignet. Jetzt schon haben wir Anteil an dem, was Gott uns bereithält, am Heil und an der Erlösung, die Gott uns schenkt. - Wir feiern Tod und Auferstehung des Herrn, "bis er kommt in Herrlichkeit". Dann erst kommt es zur endgültigen Begegnung, können wir schauen "von Angesicht zu Angesicht" und tatsächlich erkennen, was jetzt nur im verborgenen Zeichen geschieht.
Was ist nun ein Heiliger? - Dazu eine ganz liebe Geschichte:
Günter ging mit seiner Mutter einkaufen. Auf dem Weg zum Markt kamen sie an der großen Kirche vorbei. Günter schaute an der Kirche empor und machte seine Mutter darauf aufmerksam: "Du, Mutti, schau die großen Fenster an, wie schmutzig die sind!"
Die Mutter nahm Günter an der Hand und ging mit ihm in die Kirche hinein. "Du musst die Fenster von innen sehen!" Und Günter staunte wirklich über die Schönheit dieser Fenster. Hier waren die Fenster, die von außen ganz grau und schmutzig aussahen, plötzlich strahlend bunt und leuchteten in den hellsten Farben.
Vorne über dem Altar war ein ganz besonders schönes Fenster zu sehen - mit vielen Heiligenfiguren. Und durch eine Figur strahlte gerade die Sonne hindurch, so dass sie besonders hell war. Günter fragte: "Mutti, wer ist das?" - "Da vorne", antwortete die Mutter, "das ist ein Heiliger, der heilige Martin."
Das hatte sich Günter gut gemerkt.
Ein paar Tage später fragte der Religionslehrer in der Schule die Kinder: "Wer von euch kann mir sagen, was ein Heiliger ist?" - Zuerst großes Schweigen, aber dann zeigte Günter auf und sagte: "Ich weiß es, ein Heiliger, das ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint!"
Es gibt sehr viele Heilige - Männer und Frauen, Priester und Laien, Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Mütter und Väter, Ordensleute und Päpste, Alte und Junge ... - Alle sind sie auf ihre Weise, in ihrem Stand, heilig geworden, haben sie ihre Art der Christusnachfolge gefunden. Sie sind den Weg gegangen, der Christus ist. Sie sind in einer oft dunklen Welt ein Licht geworden, weil sie erfüllt waren von dem Licht Jesus Christus.
Auch uns ist zugesagt: "Ihr seid das Licht der Welt"; auch wir sind durch die Taufe auf den Weg gestellt, den die Heiligen gegangen sind; auch uns gilt das biblische Wort: "Seid heilig, denn ich, ... euer Gott, bin heilig."
Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir gehören zu dieser pilgernden Kirche, die unterwegs ist zu dem Ziel, das viele schon erreicht haben.
Bei jeder Sonntagsmesse und auch an Feiertagen beten wir das Glaubensbekenntnis und bekennen darin unseren Glauben an die heilige katholische Kirche und die Gemeinschaft der Heiligen. - Das sind nicht zwei verschiedene Dinge. - "Gemeinschaft der Heiligen" bezieht sich auf "Kirche", erklärt genauer, was sie eigentlich ist: die Gemeinschaft der Heiligen.
Amen.
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