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Ostergeschichten zur Osterzeit

Österliche Kindergeschichten zum Vorlesen zur Osterzeit oder Ostersonntag.

 

Bemalen von Ostereiern - deine Eltern helfen dir dabei...Hilf dem Osterhasen den Maulwurf zu fangen...

Märchenstunde - Gute Freunde

So ein prächtiger Frühlingstag! Die Sonne zog alle hinaus ins Freie, hinaus auf die grünen Wiesen: Dort sprossen die Gräslein, dort hüpften die Häslein. Nur Tom hüpfte nicht. Er saß auf einem Hocker in der Werkstatt, bepinselte Eier und ärgerte sich fürchterlich über alle Welt - und im Besonderen über Tante Polly.

Ihre Worte klangen ihm noch in den Ohren: "Am Dienstag wolltest du deine Ostereier am Mittwoch bemalen. Am Mittwoch war die Rede von Donnerstag und am Donnerstag hast du es auf Freitag verschoben. Heute ist Freitag. Schönes Wetter hin, Ballspielen her: heute erledigst du deine Aufgaben. Ende der Durchsage."

Jetzt hockte Tom also vor einem großen Korb weißer Eier und schwang verdrossen seinen Pinsel. Er malte ein paar fade grüne Kreise, machte drei, vier blaue Tupfer. Fertig. Dann zählte er nach: Herrje, erst sieben bunte Eier. Und noch 93 weiße. Dabei saß er schon so lange hier. Mutlos drehte Tom das nächste Ei in seinen Pfoten.

Doch plötzlich wurde er lebendig. Vergnügt pfeifend hielt er das nächste Ei ins Licht, kniff ein Auge zusammen, setzte sorgfältig den Pinsel an und malte mit größter Hingabe einen schönen blauen Kreis. Der Grund für diese erstaunliche Veränderung hieß Rüdiger. Das war das größte Lästermaul weit und breit. Rüdiger kam eben um die Ecke gebogen und spähte durchs Fenster in Toms Werkstatt. "Na, großer Meister, immer fleißig, was?" "Moment", murmelte Tom, als wäre er ganz in die Arbeit vertieft. Sorgfältig wählte er einen neuen Pinsel aus. Er mischte aus Blau und Gelb ein wunderschönes Grün und zog einen zweiten Kreis ums Ei. "Ach, du bist es, Rüdiger!", sagte Tom dann. "Hast du dieses Grün gesehen? Dieses Grün, aus Blau und Gelb gemischt?"

Rüdiger steckte den Kopf durchs Fenster. Verblüfft kratzte er sich hinter den Löffeln. "Du willst doch nicht behaupten, du machst das freiwillig?", fragte er spöttisch. "Eier bepinseln, wenn draußen die Sonne scheint? Das hat dir deine Tante Polly, gib's zu!! "geh mir aus der Sonne!", sagte Tom. "Heute ist perfektes strahlendes Sonnenlicht. So was gibt's nur alle hundert Jahre!"

Rüdiger zog den Kopf zurück und tauchte in voller Größe in der Tür auf. Mit offenem Mund sah er zu, wie Tom eine wunderschöne gelbe Spirale rund um das ganze Ei zog. Stolz hielt Tom sein Werk hoch. "Na"? "Und das hat dir Doch deine Tante Polly eingebrockt!", maulte Rüdiger. Tom tat, als hätte er nichts gehört. Er tauchte den Pinsel in ein leuchtendes Blau und Zog ihn über das Weiß eines neuen Eies. "Wie der Himmel über schneebedeckter Erde", sagte er. Jetzt wurde es Rüdiger zu bunt. "Lass mich auch mal!", bat er und griff nach Pinsel und Ei.

"Pfoten weg!", rief Tom. "Aber ich kann das auch. Da ist doch nichts dabei!, sagte Rüdiger. "Ich geb´ dir auch eine Möhre dafür!" Endlich war Tom einverstanden. Rüdiger klemmte die Zunge zwischen die Zähne und fing behutsam an zu pinseln. Er machte es erstaunlich geschickt. Tom stand daneben und freute sich diebisch. Doch natürlich ließ er sich nichts anmerken. Im Gegenteil. Er mäkelte an den Farben herum, an den Strichen und an jedem kleinen Ausrutscher. Rüdiger strengte sich noch mehr an. Schon hatte er das zweite Ei in Arbeit, für eine zweite Möhre.
Als er eben mit dem dritten Ei begann, da tauchten Olga und Elga auf, die beiden Zwillinge. Im Schlepptau hatten sie ihren kleinen Bruder Maxi. Der musste die Schnur zum Seilspringen tragen, die Bälle und die Tasche mit all den Sachen zum Essen für ein Picknick am Bach.

Als sie Rüdiger erblickten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Noch nie hatten sie ihn mit so viel Eifer bei der Arbeit gesehen. "Ruhe!", rief Rüdiger, bevor noch irgendjemand etwas sagen konnte. "Künstler an der Arbeit! Geht mir aus der Sonne!" "Aber wir wollten doch heute gemeinsam..." "Moment!", rief Rüdiger. Er setzte zu einem schwierigen dottergelben Wellenstrich an und da musste man gut Acht geben. "Es ist das Licht heute", erklärte er. "Die helle Sonne, seht mal, die holt die Farben richtig toll raus."

Olga und Elga und der kleine Maxi guckten eine Weile hin und dann sagten sie, dass sie es jetzt auch sähen. Olga und Elga wollten auch mitmalen und zwar unbedingt. Leider hatten sie keine Möhren. Aber sie versprachen Tom ihm bis zu den großen Ferien bei allen Schularbeiten zu helfen. Tom brummte "hmm" und "na ja" und legte nachdenklich die Löffel über Kreuz. Dann sagte er "Also gut." Olga und Elga machten sich eifrig ans Werk. Tom spazierte hin und her und lobte dieses Ei und kritisierte jenes. Dann setzte er sich zum kleinen Maxi hinaus in die Sonne. Der verstand das alles nicht.

"Zu Hause rühren sie keinen Finger", erzählte er. "Aber hier sitzen sie in der Werkstatt. Kapier ich nicht."
"Dafür bist du noch zu klein", meinte Tom. "Komm, lass mal sehen, was du zum Essen mithast!"
Tom und Maxi aßen sich satt. Danach machten sie ein Schläfchen. Dann spielten sie Federball. Und dann waren auch schon alle Eier schön bemalt. "Das war ein feiner Zug von dir, Tom!", sagte Rüdiger. "Die Möhren bringe ich morgen vorbei."

"Vielen Dank!", riefen auch Olga und Elga, bevor sie mit Maxi weiter zogen. "Gern geschehen", antwortete Tom Dann holte er Tante Polly um ihr zu zeigen, dass er fertig war.
Tante Polly kam aus dem Staunen nicht raus. "Alles an einem Nachmittag? Und ganz allein?"
"Nicht ganz allein", gab Tom zu. "Ein paar gute Freunde haben mir geholfen."

 

Das Ostertier

Es ist bestimmt ein paar hundert Jahre her oder gar länger, da wusste man noch nicht so recht, wer den Kindern zu Ostern die Ostereier bringen sollte. Deshalb kamen die Tiere des Waldes, des Feldes und des Bauernhofs zusammen um das Ostertier zu wählen.
"wir, wir, wir!", riefen sie alle.
Es war ein schrecklicher Lärm. Also, einer nach dem andern!

"Wir", so riefen die Schnecken,
"wir kennen alle Plätze,
wir können alle Schätze
als Osterschnecken
am besten verstecken!"

"Und wenn ihr damit fertig seid, ist es bestimmt schon Weihnachten", bellten die Hunde. "Osterschnecken, wo was Dummes!"
Da schlichen die Schnecken beleidigt davon.
Die Hunde aber richteten sich stolz auf und riefen:

"Osterhunde, flink und schlau,
wir sind nicht so faul!
Tragen die Eier im Maul
und legen sie ins Nestchen, wau!"

"Und bei 'wau' lasst ihr sie fallen und fresst sie auf", grunzten die Schweine. 
"Osterhunde! Unerhört!"
Da kniffen die Hunde den Schwanz ein und machten sich davon.

"Vertrauet uns Osterschweinen!
Vielleicht etwas dick,
dafür österlich schick.
Wir sind das Feinste vom Feinen!"

"Und wer soll die schönen bunten Eier noch anfassen, wenn ihr sie im Schlamm gewälzt habt?", gackerten die Hühner. "Nicht mit uns! Osterschweine, das ist doch lachhaft!"
Da trollte sich die Schweine heim auf den Hof.

"Wir Osterhühner,
wir nämlich hingegen,
verstehn was vom Leben
und wissen, wie man Eier versteckt!"

"Und dann setzt ihr euch womöglich darauf und wollt sie ausbrüten", muhten die Kühe. "Osterhühner, Unsinn!"
Da scharrten die Hühner verlegen und gingen heim.
Doch wie den Osterschnecken, den Osterhunden und den Osterschweinen, so ging es auch den Osterkühen. Man befürchtete, sie würden die Ostereiernester schließlich zertrampeln.
Die Rehe waren zu nervös um als Osterrehe auch nur einen geraden Pinselstrich zu machen.
Die Tauben würden als Ostertauben die Eier ganz bestimmt fallen lassen. Denn sie ließen ja auch sonst einiges fallen.
Die Fische waren zu nass als Osterfische.
Die Gänse würden als Ostergänse ihren Schnabel nicht halten können und alles verraten.
Die Katzen würden als Osterkatzen mit den Ostereiern bloß herumspielen und sie durch die Gegend rollen lassen. Und so ging es auch den übrigen Tieren. Alle waren sie beleidigt und flogen und trotteten, schwammen und watschelten nach Hause.
"Wir, wir, wir!", riefen am Schluss noch die Hasen.
Dann sahen sie sich verwundert um. Da war kein anderes Tier mehr, das "Nein! Blödsinn!" oder Ähnliches rief. Da war sonst überhaupt niemand mehr.
"Ooooosterhaaaase!", rief einer von ihnen. "Osterhase, das klingt doch gut!" Die anderen horchten und nickten schließlich begeistert. Sie fassten sich fröhlich an den Pfoten und tanzten im Kreis und sangen:

"Wir sind die Osterhasen
mit unsren weichen Pfoten
und unsren süßen roten,
sanften Schnuppernasen.
Es leben hoch wir Osterhasen!"


 

Der große Fino Schokoladenfabrik

Niemand konnte sagen, woher er gekommen war. Plötzlich stand er mitten auf einer Lichtung im Wald - dort, wo sich die wilden Hasen treffen. Sein Fell schimmerte golden und silbern, seine Ohren trug er stolz erhoben und das Blitzen seiner Augen flöße selbst dem wildesten Hasen Respekt ein. Allen war klar: er war ein Osterhase!
Wilde Hasen sind ein eigenes Vok. Mit den Osterhasen haben sie nicht viel zu tun.
Wilde Hasen sind stolz auf ihr wildes Leben, sagen sie. Niemals, sagen sie, würden sie freiwillig harte Eier bunt bepinseln und in Körben zu den Menschenkindern trage. Sagen sie. Aber natürlich wäre jeder wilde Hase gern einmal ein Osterhase. Wenigstens einmal im Leben. 

Manchmal wird ein wilder Hase mit einem Osterhasen verwechselt. Wenn zur Osterzeit Menschen den Wald durchstreifen, dann heißt es: "Guck mal, der Osterhase." Das schmeichelt dem wilden Hasen natürlich. Und wenn er eitel genug ist, macht er Männchen und lässt sich als Osterhase bewundern...
Plötzlich stand nun also dieser große, unerhört glänzende Osterhase auf der Lichtung des Waldes. Stumm starrte er in die Runde. Die wilden Hasen waren plötzlich zahm wie Kaninchen. Sie rückten enger zusammen. Einer von ihnen, Hugo mit Namen, fasste sich ein Herz. Er trat vor und räusperte sich noch ein mal und sagte endlich: "Willkommen bei uns im Hasenwald!"

"Willkommen im Hasenwald!", riefen die wilden Hasen, erfreut darüber, dass es etwas zu tun gab.
Dann war es wieder still. Verzagt saßen die wilden Hasen vor dem mächtigen, strahlenden Osterhasen. "Womit können wir dienen?", fragte Hugo. 
Der Osterhase schwieg.
"Purzelbäume gefällig?" "Au ja, Purzelbäume!", schrieen die wilden Hasen. Über Purzelbäume würde er sich bestimmt freuen. Also purzelten sie wild durcheinander. Aber der hohe Herr Osterhase verzog keine Miene. "Vielleicht will er Möhren", schlug Willi zaghaft vor und hielt ihm eine unter die Nase. Der hohe Herr schnupperte nicht mal. Doch Willi hatte etwas gesehen. "Auf seiner rechten Pfote", flüsterte er, "steht Fino Schokoladenfabrik." "Fino Schokoladenfabrik!" Ehrfurchtsvoll fing der Name reihum. "Was für ein würdiger Name. So lang und so schwierig!" Gut zu wissen, wie der hohe Herr Osterhase hieß. Aber was weiter? Es war schon fast Mittag und die wilden Hasen wollten nicht ewig auf der Lichtung warten. Doch man konnte Herrn Fino Schokoladenfabrik auch nicht alleine lassen. Schließlich blieb Willi zur persönlichen Betreuung des Herrn Fino zurück. Denn er kannte ihn am besten von allen. Willi setzte sich zu Herrn Finos Füßen, bereit ihm jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Aber der blieb stumm. Die Sonne brach durch das Geäst; es wurde Mittag. Und es wurde heiß auf der Lichtung und immer heißer.

Plötzlich fuhr Willi hoch. Herr Fino hatte sich bewegt. Sein rechter Löffel bog sich sanft nach unten. Dann der linke. Willi stand wie vom Donner gerührt: Was war das? Herr Fino sank in sich zusammen. Alles an ihm blieb blitzend und hell, doch sein Haupt schien kleiner zu werden, die glänzende Schnauze drückte sich nach innen und die strengen starren Augen rückten zusammen: Herr Fino schielte plötzlich fürchterlich. "Er schmilzt!", schrie Willi verzweifelt. "Heilige Mohrrübe, der schmilzt mir weg wie ein Schneemann!" Aber da war nichts mehr zu retten. Herr Fino schmolz weiter. Und wo jetzt auch noch die Hülle aufriss, quoll eine warme duftende Masse heraus. Willi schnupperte. Und schnupperte. Und plötzlich vergaß er all seine Pflichten. Herr Fino schmeckte ausgezeichnet. Am Abend fanden die wilden Hasen einen Willi, der mit verklebter Schnauze neben einer gold- und silberglänzenden Kugel hockte. Das war nämlich alles, was von Herrn Fino übrig geblieben war. Willi hob die Pfote und gebot Schweigen. Er rief: "Herr Fino Schokoladenfabrik hat uns verlassen. Es hat puff gemacht und weg war er." "Wie hat es gemacht?", fragte der schwerhörige Theodor. "Puff!", wiederholte Willi. "Puff und er war fort. Zurückgelassen hat er nur diese glänzende Kugel, mit der man prima Fußball spielen kann."

Ob ihm die wilden Hasen wirklich glaubten? Nun, sie waren vor allem froh, dass die unheimliche Begegnung ein Ende hatte. Das war das Wichtigste. Als Willi vorzeigte, wie man einen Elfmeter schießt, da hatten sie die Herkunft des Balles auch schon wieder vergessen. Und so sollten sie nie die Wahrheit über den Schokoladenhasen erfahren, den ein wirklicher Osterhase auf der Waldeslichtung vergessen hatte...

 

 


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