Heiliger Abend - die Frohe Botschaft
Wenn die frühe Christenheit vom "Anfang" der "Frohen Botschaft
von Jesus Christus" sprach, so meinte sie den Beginn seines öffentlichen
Wirkens. Erst später fragte die Kirche nach dem 'Ursprung Jesu in Gott', also
nach seiner Geburt, seiner Kindheit und Jugend. Diese Frage wurde im Licht des
Osterereignisses gestellt und beantwortet. Die dabei berichteten Ereignisse
gehören nicht mehr zur 'apostolischen Autopsie'. Sie sind Glaubenszeugnisse,
Christusbekenntnisse der jungen Kirche. Dabei leitet Lukas und Matthäus nicht
primär ein biographisches Interesse. Die Fachliteratur spricht von einer 'homologetischen
Geschichtsschreibung' (von gr. homologeo = zusagen, zusichern, frei heraus
sagen, bekennen).
Dabei steht die Geburtsgeschichte Jesu zusammen mit der
Tempelgeschichte im Mittelpunkt. Diese Geburt ist prophetisch angekündigt und
direkt vorausgesagt, wobei das Schema: Verheißung - Erfüllung
die Kindheitserzählungen strukturiert. Ein Nebenmotiv ist die Verbindung mit den
Erzählungen von der Geburt des Täufers; dabei wird primär die Zuordnung beider,
erst sekundär das 'Überbietungsmotiv' deutlich.
Da in Christus die Zeit der Erfüllung und Vollendung anbricht,
übernehmen die Hagiographen (Autoren der Lebensbeschreibung) die Stilmittel der
Apokalyptik. Die Engel als endzeitliche Gottesboten sind hier vor allem zu
nennen.
So wird das Weihnachtsevangelium gleichsam von zwei
Scheinwerfern angestrahlt:
Dem (im Licht milderen) der Prophetie und dem helleren, leuchtenderen der
apokalyptischen Erfüllung.
Im Evangelium des Lukas (in dem der größte Teil der
Kindergeschichten Jesu beschrieben ist) fällt auf, mit wie kargen Worten die
Geburt des Herrn beschrieben wird und wie breit der Evangelist die Verkündigung
an die Hirten und deren Kommen darstellt. Matthäus erwähnt die Geburt nur in
einem Nebensatz und wendet sich dann dem Stern der Offenbarung und dem Kommen
der Magier zu. Wichtig war das Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes, die im Kind
sichtbar ist, vor den Juden und Heiden.
Selbst die Weltmacht Rom (u. damit alle irdische Macht) muss in
den Dienst des Kindes treten. (Luk. 2,1-3- "Es begab sich aber zu der Zeit
..."). Mit der Geburt Jesu soll verdeutlicht werden, dass dieses Kind wahrer
Gott und wahrer Mensch in einer unauflöslichen Verbindung ist.
Das Weihnachtsevangelien
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